Effizienzziele der Regierung unter Beschuss

Energieverbrauch Wirtschaft wartet weiter auf Steueranreize. Zu wenige Netzwerke gegründet

BERLIN taz | Fast ein Jahr ist es her, dass die Bundesregierung ein zentrales Instrument für das Erreichen des deutschen Klimaziels verabschiedet hat: den Nationalen Aktionsplan Energieeffizienz (Nape). Er soll dabei helfen, den Energieverbrauch bis 2020 im Vergleich zu 2008 um 20 Prozent zu senken. Und zumindest die Regierung selbst ist mit der bisherigen Umsetzung zufrieden. „Mit dem Nape haben wir den schlafenden Riesen Energieeffizienz geweckt“, sagte Rainer Baake, Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, am Montag bei einem Kongress der Deutschen Energieagentur.

Die Branche selbst zieht eine deutlich kritischere Bilanz. Mehr als die Hälfte der angekündigten Maßnahmen warte noch auf ihre Umsetzung, schreibt die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz. Dazu gehören unter anderem ein beschlossener Steueranreiz für die energetische Sanierung von Wohngebäuden und eine besondere Kennzeichnung der effizientesten Geräte. Auch das Bündnis Effizienzwende, in dem Gewerkschaften, Umwelt- und Verbraucherverbände mitarbeiten, fürchtet, dass die Umsetzung des Nape „sich in den Details zu verlieren droht“.

Baake betonte am Montag hingegen die Bereiche, in denen es bereits Fortschritte gibt. So hat die Regierung für Großunternehmen eine systematische Analyse des Energieeinsatzes, ein sogenanntes Energieaudit, verbindlich gemacht. Zudem müssen alte Heizkessel ab dem nächsten Jahr ein Effizienzlabel bekommen, um das Einsparpotenzial zu verdeutlichen. „Deutlich mehr Dynamik“ wünschte sich der Staatssekretär bei freiwilligen Maßnahmen der Industrie. So sind von geplanten 500 Effizienznetzwerken, in denen sich Firmen gegenseitig über Einsparungen beraten sollen, bisher erst 25 gegründet worden.

Rekord bei Stromsperren

Einen neuen Rekord gab es unterdessen bei den Kosten für Privatkunden: Obwohl der Strom im Jahr 2014 insgesamt günstiger wurde, wurde mehr Verbrauchern als je zuvor wegen unbezahlter Rechnungen der Strom abgestellt: Die Zahl der Betroffenen stieg um 2 Prozent auf rund 352.000, heißt es im Entwurf des Monitoring-Berichts der Bundesnetzagentur. Um solche Sperren zu verhindern, hatte die Regierung angekündigt, verstärkt auf Chipkarten-Zähler zu setzen, die erst nach Vorkasse Strom liefern. Das hat bisher nicht geklappt: Bundesweit gibt es bisher erst 17.000 entsprechende Geräte.

Malte Kreutzfeldt