Die Verlängerung für Trapattoni

Hertha BSC dominiert über 90 Minuten das Spiel beim krisengeschüttelten VfB. Dennoch springt am Ende nur ein 3:3-Remis heraus. Immerhin darf Stuttgarts Startrainer Trapattoni nun weiterhin seine Bonmots verteilen

Ganz aufgeregt gestikulierte Falko Götz am Spielfeldrand. Schon nach 30 Minuten versuchte der Hertha-Trainer seine Mannschaft mit rudernden Armen nach vorne zu treiben. Doch seine Spieler erreichte er nur bedingt. „Es war wohl noch nie so leicht, hier zu gewinnen“, sagte der Hertha-Trainer nach der Partie im Stuttgarter Gottlieb-Daimler-Stadion. Doch am Ende stand es 3:3 unentschieden.

Dabei hatten die Gäste schnell erkannt, dass die verunsicherten schwäbischen Krisenkicker leicht zu bezwingen waren. Schon nach acht Minuten nutzten sie das heillose Chaos in der unabgestimmten VfB-Hintermannschaft zum 0:1. Stuttgarts Ersatzkeeper Dirk Heinen ließ einen Ball von Ellery Cairo zum 1:0 durchrutschen.

Das Publikum pfiff die Heimmannschaft gellend aus. Denn die Schwaben hatten zu Saisonbeginn wesentlich mehr von ihrem neuen Startrainer Giovanni Trapattoni erwartet. Die Verpflichtung des italienischen „Maestro“ gilt in Stuttgart längst als großes Missverständnis.

Unten auf dem Platz mühte sich der VfB zwar, war aber an Harmlosigkeit kaum zu übertreffen. Doch die Berliner nutzen ihre Chance nicht. Die Herthaner versuchten, den Gegner vorzuführen, anstatt ihn einfach nur zu besiegen. Und so kam, was kommen musste.

„Stuttgart steckt in einer schwierigen Situation und ist dadurch besonders gefährlich“, hatte Herthas Abwehrchef Dick van Burik schon vor der Partie geunkt. Tatsächlich bauten die Berliner die redlich nach Wegen aus der Krise suchenden Gastgeber wieder auf. Zu Beginn der zweiten Halbzeit durfte zunächst Danijel Ljuboja abstauben. Und dank eines Glücksschusses von Cacau lag der VfB nach einer guten Stunde plötzlich mit 2:1 vorn.

„Was kurz nach der Halbzeit mit unserer Abwehr los war, kann ich nicht sagen“, wunderte sich auch der Hertha-Coach Falko Götz hinterher: „Eigentlich ist unser Abwehrverhalten unser Markenzeichen.“ Zum Glück regten sich nun endlich Herthas Stürmer. Nando Rafael bestrafte die VfB-Euphorie postwendend mit dem Tor zum 2:2, und schließlich war Marcelinho bei einem seiner gerade einmal zwei Torschüsse immerhin überaus erfolgreich. Der VfB schien erneut mit leeren Händen dazustehen, doch als Mario Gomez dann doch noch das 3:3 machte, ärgerten sich vor allem die Berliner.

„Wenn man drei Tore erzielt und das Spiel bestimmt, und am Ende steht nur ein Unentschieden, dann ist das einfach zu wenig“, fasste der fußballweise Hertha-Trainer zusammen. Immerhin hatte Götz bei der obligatorischen Pressekonferenz nach dem Spiel seinen Spaß, als VfB-Trainer Trapattoni seinen üblichen Klamauk zum Besten gab.

„Giovanni, du bist hier so gut. Ich bleibe bis zur letzten Minute“, lobhudelte Götz und verpasste darüber fast seinen Flug zurück nach Berlin. Durch die Nachlässigkeit der Herthaner während der 90 Minuten geht die Trap-Show nun wohl noch etwas länger. KLAUS TEICHMANN