Der Lobbyist der Woche
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Der
Fremdflieger

Foto: Paul Zinken/dpa

Für Carsten ­Spohr (Foto) läuft es derzeit nicht ganz rund. Zuerst kamen seine Emissäre am Mittwochnachmittag zu spät zum Düsseldorfer Arbeitsgericht, weil sie mit der Bahn anreisen mussten. Dann sah sich der Vorstandsvorsitzende der Lufthansa am Abend auch noch genötigt, auf eine Maschine der Konkurrenz auszuweichen, um von einem Treffen der Luftverkehrsbranche in Berlin ins heimische München zu fliegen. Aber nicht einmal der am Freitag beendete Streik der FlugbegleiterInnen, der bislang längste Ausstand in der Geschichte der Kranichlinie, hat ihn zu einem Einlenken in der Auseinandersetzung mit den Gewerkschaften gebracht. „Wir müssen das durchstehen“, lautet das Credo des 48-jährigen gebürtigen Ruhrgebietlers.

Seit dem 1. Mai 2014 ist Spohr im Amt und betreibt – verbindlich im Ton, aber knallhart in der Sache – den Konzernumbau. Im Wettbewerb mit Preisbrechern wie Easyjet oder Ryanair und unter Mithilfe der Unternehmensberatung McKinsey soll die Lufthansa rentabler werden. Das bedeutet radikale Kostenreduzierung. Dazu dient einerseits die Auslagerung eines Großteils des Verkehrs auf eigene, deutlich schlechter zahlende Billigtöchter unter der Dachmarke Eurowings. Zum anderen soll auch das Personal bei der „Premiummarke“ Lufthansa herbe Einschnitte vor allem bei der Altersversorgung hinnehmen. Dafür legt sich der Wirtschaftsingenieur mit Einser-Examen und Lufthansakapitänslizenz nicht nur mit den spitzenverdienenden Piloten, sondern der gesamten Belegschaft an – also mit gleich drei Gewerkschaften: der Pilotenvereinigung Cockpit, der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation UFO und der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi.

Der gerade zu Ende gegangene Streik dürfte denn auch nicht der letzte gewesen sein. Pascal Beucker