POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Am Donnerstag wird in der Schreina47 (Schreinerstraße 47, 20 Uhr) noch einmal der Politikwissenschaftler Hajo Funke über den NSU sprechen und dabei besonderes Augenmerk auf den Verfassungsschutz Brandenburg und Carsten Czipanski, alias V-Mann „Piato“ legen. Bekanntlich hat sich der Prozess um den Nationalsozialistischen Untergrund zu einer Staatsaffäre ersten Ranges ausgeweitet, und es ist merkwürdig, wie sehr der Verfassungsschutz die Aufklärung verhindert. „Aktenkonfetti, Akten gehen verloren, Akten werden zufällig wieder gefunden“, heißt es bei Funke.Nun soll Licht ins Dunkel gebracht werden.

Am Freitag wird der Malerpoet Günter Bruno Fuchs in der Bibliothek der Freien (Greifswalder Straße 4, 19 Uhr) gewürdigt, auch wird der Kontext, in dem sich der anarchische Trinker bewegte, beleuchtet, die Kreuzberger Boheme der 50er und 60er Jahre nämlich, in der sich, so der ebenfalls der Gruppe zugehörige Autor Robert Wolfgang Schnell, „böse Buben, unakademische Marodeure, Störenfriede“ herumtrieben. „Den Westberliner Bürgern der aufstrebenden Wirtschaftswunderzeit war dieses Milieu genialer Überlebenskünstler suspekt. Im Gegensatz zur Idylle aus heiler Welt und Heimatfilm-Ästhetik spiegelten sie eine gesellschaftliche Wirklichkeit, mit der sie die Wut der Spießer und die Repression der Polizei auf sich zogen“, sagen die Veranstalter_innen. Hoffen wir, dass sie G. B. Fuchs und die seinen nicht zu sehr stilisieren, das täte dem genialen Dichter auch nicht gut.

Am Montag lädt Nina Scholz vom HATE Magazin in die HU (Unter den Linden 6, Hörsaal 2014B, 18 Uhr), dort wird sie über die „Kulturgeschichte des Silicon Valley“ sprechen und in diese einführen. Firmen wie Apple, Google und Airbnb gelten ja noch immer als Vorreiter und Vorbilder, und wer je den albernen Werbefilm gesehen hat, mit dem der Axel Springer Verlag die Reise seines Managements ins Valley bewarb, sieht ein, dass die hiesigen noch immer glauben, dieser Ort befinde sich bereits in der Zukunft.

Ebenfalls am Montag ist in der Regenbogenfabrik (Lausitzer Straße 22, 19 Uhr) die Publizistin und Politikerin Jutta Ditfurth zu Gast, sie spricht über „modernen Antisemitismus, Querfront und völkische Bewegung“ – was angesichts der Montagsmahnwachen und der merkwürdigen Linksrechtsversammlungen mehr als nötig ist. Das geht so weit, dass einige ernsthaft darüber diskutieren wollen, ob an den Chemtrails nicht doch was dran ist, sofern man damit nur auf Amerikaner oder die „jüdische Wallstreet“ einschlagen kann. Und wenn sich in diesem Bereich eine nun wirklich richtig gut auskennt, dann ist es Jutta Ditfurth.