Der nächste Aufsichtsrat in der Kritik

THYSSENKRUPP Bertin Eichler, Mitglied im Vorstand der Gewerkschaft IG Metall, soll sich vom Essener Stahlkonzern als Aufsichtsrat teure Reisen finanziert haben lassen. Eichler will Flugkosten nachzahlen

BERLIN taz | Die Debatte über die Tätigkeit von Peer Steinbrück im Aufsichtsrat von ThyssenKrupp zieht weitere Kreise. Am Freitag erklärte Bertin Eichler, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Gewerkschaft IG Metall, 2013 nicht mehr für das Kontrollgremium des Stahlkonzerns zu kandidieren. Eichler, Vizevorsitzender des Aufsichtsrats, zog damit Konsequenzen aus teuren Reisen, die der Konzern dem Gewerkschafter bezahlt und über die das Handelsblatt berichtet hatte. „Es ist nicht alles richtig, was zulässig und üblich war“, sagte Eichler zu den Vorwürfen.

Dem Handelsblatt zufolge ist Eichler auf Einladung des wirtschaftlich angeschlagenen Konzerns mehrfach in der ersten Klasse geflogen. Zudem habe der Konzern bei einer Chinareise Eichler und weitere Delegationsmitglieder zu einem Bummel durch das Spielerparadies Macau eingeladen. Bei einer Reise nach Schanghai sei für Eichler vor acht Jahren zudem eine Einladung zu einem Formel-eins-Rennen herausgesprungen.

Der 60-jährige Gewerkschafter erklärte am Freitag, er habe in neun Jahren Aufsichtsratstätigkeit aus „dienstlichen Gründen an fünf Reisen von und für ThyssenKrupp teilgenommen“. Bei den Reisen nach China, Thailand, USA und Kuba „handelte es sich um Reisen in Wachstumsmärkte für die aufstrebenden Geschäftsfelder Anlagenbau und Aufzüge“. Er habe auf den Reisen „Netzwerke und neue Kontakte im Interesse des Unternehmens geknüpft“.

Dem Essener Stahlkonzern will Eichler nun die Differenz der Kosten der First-Class-Flüge zur Business-Klasse erstatten. Es sei erforderlich, für die Zukunft „klare Kriterien für Reisen von Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsratsmitgliedern festzulegen“, sagte Eichler. Den Vorwurf, die Reisen hätten seine Aufsichtsratstätigkeit vom Unternehmen beeinträchtigt, wies der Gewerkschafter jedoch „entschieden zurück“. EVA VÖLPEL