piwik no script img

Gemeinsam eigenartig

Coming-of-Age Bov Bjergs Roman „Auerhaus“ erzählt authentisch vom Erwachsenwerden

Es ist ein ganz eigener Sound, ein Pendeln zwischen kindlicher Naivität und der Neunmalklugheit, mit der 17-, 18-Jährige eben in jene Tagen hineinleben, die sie später erinnern werden, als seien sie ewig lang gewesen: der Sommer ihres Lebens.

Gut getroffen hat diesen Sound Bov Bjerg in seinem Roman „Auerhaus“ (Blumenbar, 240 S., 18 Euro). Ungekünstelt klingt es, wenn sein Erzähler Herr Höppner Revue passieren lässt, was ihm und den anderen – durchweg irgendwie anders als die anderen – passiert ist, damals in irgendeinem Kaff in der westdeutschen Provinz in den 1980er-Jahren. Als sie gemeinsam in einem alten Bauernhof ihre erste WG gründen, die bald alle nur noch „Auerhaus“ nennen. Weil da ständig dieser Madness-Song läuft – „Our House“.

Nicht nur, um den verkorksten Elternhäusern zu entkommen, ziehen sie zusammen. Sondern um einen von ihnen zu retten. Denn die Sache mit Frieder, die steht am Anfang des kurzen, aber umso kraftvolleren Romans, den man gut zwischen Wolfgang Herrndorfs „Tschick“ oder Jochen Schmidts „Schneckenmühle“ ins Regal stellen kann. Schlaftabletten hat der sensible Frieder geschluckt, viele – aber nicht genug, um sich umzubringen, diesmal.

Da hocken sie nun zusammen, hören Musik, rauchen, feiern, lieben, philosophieren. Kein „Oberstufenleben“ wie die anderen wollen sie mehr führen, sondern ein „richtiges Leben“, wie Erwachsene: mit Verantwortung, vor allem füreinander. Aber bloß nicht: Geburt, Schule, Arbeit, Tod.

Am Sonntag liest Bov Bjerg nun aus seinem rührend melancholischen Buch. Und der Schauspieler Robert Stadlober liest auch – wenn er nicht gerade mit dem Ja, Panik-Sänger Andreas Spechtl singt: „Our House“, klar, und auch Eigenes. Alles eine Frage des Sounds. MATT

So, 1. 11., 20 Uhr, Polittbüro

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen