Das Ding, das kommt
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Im Regenponcho sollen 10.000 HamburgerInnen am Sonntag ein Zeichen für Olympische Spiele in der Stadt setzen. Aber das könnte in die Regenhose gehen: Auch KritikerInnen wollen die Veranstaltung für ihre Zwecke nutzen   Foto: dpa

Spiele-Verderber

Frederik und Gerrit Braun, die Betreiber des Miniatur-­Wunderlandes, sind Feuer und Flamme für „Spiele in Hamburg“. So heißt ihre Initiative, die „entscheidende Zeichen“ setzen möchte, um der Welt „ganz schnell zu zeigen, dass wir die Spiele unbedingt haben wollen“. So steht’s auf der Internetseite www.spiele-in-hamburg.de. Denn die Stadt wolle ja gar keinen Gigantismus, sondern mit der Olympia-Bewerbung den Menschen und den Sport wieder in den Mittelpunkt stellen.

Ganz ungigantistisch stellt ihr geplantes Wunderland-Miniaturstadion tatsächlich den Menschen in den Mittelpunkt. In ganz klein natürlich: Schon jetzt konnte man sich einen Mini-Platz im Stadion sichern, an dem man dann ab 2017 – sollte die Bewerbung erfolgreich sein – eine Mini-Figur von sich stellen kann. Aus dem 3D-Drucker oder selbst gebastelt. Alle Plätze sind ausverkauft.

Für andere Aktionen nimmt die Initiative dann aber doch Abstand vom Miniaturismus. Ein „grandioses Bild“ sollte schon im Februar ein Fackelkranz rund um die Binnenalster liefern. 20.000 Olympiabegeisterte sind trotz strömenden Regens gekommen.

Nun planen die Brüder ein weiteres „spektakuläres Zeichen“: 10.000 Menschen sollen auf der großen Wiese im Hamburger Stadtpark, in Regenponchos in entsprechenden Farben gewandet, die olympischen Ringe nachstellen. Ganz groß soll das Zeichen werden, jeder Ring soll „fast 100 Meter Durchmesser (!!!)“ haben, das Ergebnis „also fast 50.000 Quadratmeter groß“ sein – „sichtbar selbst auf Satellitenfotos!“

Großbildleinwände sollen dazu live Hubschrauberbilder von der Aktion zeigen, damit man gleich sieht, „wie genial es von oben aussieht“. Angefeuert wird das Ganze mit „typischen Hamburger Songs“. „Nordisch by Nature“ von Fettes Brot zum Beispiel, Lotto King Karls „Hamburg meine Perle“ und gleich dreimal Heidi Kabel.

Aber auch die Spielebegeisterungsverderber mobilisieren und wollen die Aktion durcheinanderbringen, „um zu symbolisieren, wie chaotisch der aktuelle Planungsstand für Olympia ist“. Indem sie zum Beispiel in Pink oder Orange erscheinen, alles anders machen, als die OrdnerInnen ansagen, eigene kreative Ansagen machen, im roten Kreis einen roten Stern bilden – oder einfach Saskia Leppins schon jetzt mit viel Internet-Häme überzogenen Olympia-Song abspielen. Der klingt nämlich so gar nicht nach weltoffener Stadt und Olympiavorfreude – sondern nach Dorfdisko und Après-Ski. MATT

So, 8. 11., 10.30 Uhr, Hamburger Stadtpark, Große Wiese