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Günter Schabowski, "der Mann mit dem Zettel", ist am Sonntag verstorben
: Bundespräsident Joachim Gauck würdigt seinen früheren "Unterdrücker"

Schabowski (1929–2015): SED-Funktionär mit später Einsicht Foto: dpa

Nach dem Tod des früheren SED-Funktionärs Günter Schabowski am Sonntag haben zahlreiche Prominente, darunter auch Bundespräsident Joachim Gauck, der Witwe Irina Schabowski kondoliert. Gauck erklärte, seine Erinnerungen an das ehemalige SED-Politbüromitglied seien zwiespältig. Lange Zeit sei Schabowski „eine Führungsfigur im Kreis meiner Unterdrücker gewesen“, schrieb Gauck, der 1989 als Rostocker Pfarrer aufseiten der DDR-Opposition stand.

Das Staatsoberhaupt würdigte aber auch Schabowskis Bemühungen um Aufklärung nach der deutschen Wiedervereinigung. „Er hatte sich auf den Weg einer späten, aber intensiven Aufarbeitung auch der eigenen Rolle in einem menschenverachtenden Zwangsbeglückungssystem begeben“, so Gauck. Er sei das wohl einzige Mitglied des DDR-Führungszirkels gewesen, das zu „radikaler Umkehr und auch zur Anerkennung eigener Schuld bereit und fähig war“. Schabowski wurde 86 Jahre alt. Berühmt wurde er durch die Pressekonferenz am 9. November 1989, bei der er neue Ausreiseregelungen für DDR-Bürger bekannt gab. (epd)Nachruf