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LESERINNENBRIEFE ZU VERSCHIEDENEN THEMEN

Unterschied

betr.: „Wird dieses Kind ein Mörder?“, taz vom 24. 10. 15

Der Artikel über den Einsatz von Algorithmen in der Strafverfolgung der USA auf den Seiten 17 ff. („Er wird, er wird nicht, er wird ...“) ist durchaus aufschlussreich und lässt auch kritische Stimmen zu Wort kommen, aber euer Aufmacher auf Seite 1 ist ein Skandal! Der beschriebene Forscher kann eben keinesfalls „berechnen, ob ein Mensch später kriminell wird“. Er behauptet das nur, indem er errechnete Wahrscheinlichkeiten und reale Ereignisse gleichsetzt.

Zumindest von der taz hätte ich die Fähigkeit erwartet, den Unterschied zu erkennen.

ELEONORE VON OERTZEN, Hannover

Es ist möglich

betr.: Im Traumland wartet ein Feldbett“ , taz vom 27. 10. 15

Beamt/innen einer 50.000-Einwohner-Stadt zeigen der angeblich weltoffenen Millionenmetropole, dass der Spagat zwischen unsinnigen, bürokratischen Hürden und beherztem, pragmatischem Handeln zu schaffen ist, wenn Empathie und Solidarität das Leitmotiv sind.

Es ist also möglich: humanitäres Engagement, eine menschenwürdige Unterbringung und Versorgung mit dem Nötigsten – während sich in Berlin ankommende Flüchtlinge nach Behördenöffnungszeiten richten und nachts im Freien schlafen müssen. Ehrenamtliche Helfer arbeiten am Rande der Erschöpfung, und auf politischem Terrain regieren Chaos und Untätigkeit.

Angesichts der Verhältnisse am Berliner Lageso möchte man aus­rufen: „Schaut auf diese Stadt und ihr klägliches Versagen“. Hier ist kein Traumland in Sicht.

GABRIELE MEIER-SEESKE, Berlin

Problematisch

betr.: „Ein Meter Fortschritt“, taz vom 28. 10. 15

Leider wird weder im Artikel noch im Kommentar eine wesentliche und hochproblematische Eigenschaft der kommenden „intelligenten Stromzähler“ erwähnt. Denn wie kommen die Daten vom Smart Meter im Keller zum „Stromversorger“? Die Industrie setzt auf Power Line Communication. Dabei werden die Daten einfach über das Stromnetz übertragen. Die Stromnetze sind jedoch nicht abgeschirmt und zur Datenübertragung völlig ungeeignet. Je nach vorhandener Elektro­installation „hört“ man den Datenmüll seiner Nachbarn über das gesamte Radiofrequenzspek­trum. Heute kann man noch hoffen, dass die alarmierte Bundesnetzagentur das neue Smart Meter beim Nachbarn wegen Störung des Rundfunkempfangs stilllegt. Unter den Bedingungen in einigen Jahren habe ich da allerdings meine Zweifel.

FRIEDHELM LICHTENTHÄLER, Heinsberg

Keine Einzelfallaussage

betr.: „Wird dieses Kind ein Mörder?“, taz vom 24. 10. 15

Im ersten Semester Soziologie lehren wir die Studierenden, dass Durchschnittswerte nichts über den Einzelfall aussagen. Raucher leben im Durchschnitt deutlich kürzer als Nichtraucher, aber Helmut Schmidt ist Kettenraucher und wird sehr alt. Für Versicherungen reicht es, den Durchschnitt zu berechnen, um Gewinn zu machen. Der Staat kann vielleicht Wiederholungstaten im Gesamt reduzieren, wenn er Berks Methode folgt. Aber über den Einzelfall kann Berk nichts sagen. Das auch deshalb, weil die Resilienzforschung seit Jahrzehnten zeigt, dass eine Minderheit von Menschen trotz extrem schlechter Bedingungen „widerstandskräftig“ ist und gegen alle Wahrscheinlichkeit gut zurechtkommt.

ANJA WEISS, Essen

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