"Provokation der Behörden"

Winternotprogramm Anwohner und Koze-Aktivisten kritisieren Container für Obdachlose

„Der spinnt, der Senat“, haben VertreterInnen von Initiativen aus dem Münzviertel an die Wand geschrieben, vor der sie ihre Pressekonferenz abhalten. Die Menschen im Viertel zwischen Hauptbahnhof und Hammerbrook sind unzufrieden mit dem Senat. Es geht um den Umgang der Stadt mit Obdachlosen, um Anwohnerbeteiligung und den Kurs, den der Senat gegenüber dem kollektiven Zentrum „Koze“ fährt.

Direkt auf dem Gelände, das teilweise als linkes Zentrum genutzt wird, ziehen am Sonntagabend 400 Obdachlose ein. Die Wohncontainer für das diesjährige Winternotprogramm stehen bereits. Der Gram der Münzviertelbewohner richtet sich nicht gegen die Menschen, die hier über den Winter Schutz vor der Kälte suchen: „Die Obdachlosen sind Teil des Quartiers“, betont Künstler und Aktivist Günter Westphal.

Inzwischen wurden die Wohncontainer von der Polizei geschützt keine zehn Meter vom Koze entfernt aufgestellt – gegenseitig gut einsehbar durch die Fenster. Für das Zentrum ist das eine „Provokation der Behörden“, sagt Manuel Meuer aus dem Zentrum. Die Aktivisten vermuten, dass die Stadt sie durch solche Gängeleien mürbe machen wolle. „Hierzu werden selbst die obdachlosen Menschen instrumentalisiert“, sagt er. Ein eigenes Konzept zur dauerhaften Unterbringung von Obdachlosen und Flüchtlingen hätten die Behörden abgelehnt. „Der Versuch, einer ehrenamtlichen, selbstorganisierten Versorgung und Inklusion wurde mit Polizeigewalt niedergeschmettert.“

Ein Konzept für die Umnutzung der ehemaligen Gehörlosenschule gab es schon vor Jahren. Studierende hatten 2011 ein Papier erarbeitet, das auch die „weitsichtige Unterbringung von Wohnungslosen und Flüchtlingen“ vorsah. Umgesetzt wurde es nie, denn die Finanzbehörde hat das Gelände zur Entwicklung an einen Investor gegeben. Anwohner Maximilian Meier findet es abstrus, „diese voll funktionsfähigen Gebäude abzureißen, um hinterher Container hinzustellen“. Benjamin Laufer