Mit großen Versprechenals Saubermann gewonnen

Guatemala Mit Jimmy Morales zieht ein politischer Newcomer in den Präsidentenpalast ein

BERLIN taz | „Das war eine Wahl für das Ende der Korruption“, erklärte Jimmy Morales am Sonntagabend, als sein Wahlsieg feststand, der mit 67,44 zu 32,56 Prozent der Stimmen überaus deutlich ausfiel. Sandra Torres, die Kandidatin der sozialdemokratisch orientierten UNE, hatte keine Chance gegen den konservativen Saubermann, der in 20 von 22 Verwaltungsbezirken von Guatemala vorn lag.

Doch im politischen Alltag wird Jimmy Morales, der am14. Januar vereidigt werden soll, Koalitionen schmieden müssen. Seine Partei, die von Exmilitärs 2004 gegründete Front der nationalen Annäherung (FCN), verfügt im Kongress derzeit nur über elf Mandate, stellt nur die fünftgrößte Fraktion hinter der konservativen Líder mit rund 45 Mandaten und der sozialdemokratischen UNE von Sandra Torres. Die verfügt über rund 35 Mandate und kündigte bereits eine „konstruktive Oppositionspolitik“ an.

Bisher fehlt dem Saubermann, der „null Toleranz“ gegen das Verteilen von Umschlägen und Geldkoffern angekündigt hat, das Personal, um auch zu regieren. Anders als Torres hat es Morales vermieden, ein klares Programm und ein Schattenkabinett vorzustellen. Gleichwohl haben ihn die Guatemalteken gewählt, wenn auch längst nicht alle. An diesem zweiten Wahlgang nahmen nur rund 56 Prozent der Wähler teil – im ersten waren es noch 71 Prozent. „In der zweitgrößten Stadt Guatemalas, in Quetzaltenango, haben gestern fast achtzig Prozent nicht gewählt“, erklärt Claudia Samayoa von der Menschenrechtsorganisation Udefegua. Es gab viele Wähler, die keinem der beiden Kandidaten vertrauen, so Samayoa. „Jimmy Morales nicht, weil seine Nähe zu den Militärs nicht gefällt, und Sandra Torres nicht, weil sie für die tradierten, politischen Strukturen steht.“ Knut HenkelPortrait