POLITIK

PolitikJörg Sundermeiersichtet die sozialen Bewegungen in der Stadt

Am Donnerstag gibt es gleich zwei interessante Veranstaltungen: Zum einen werden zum Semesterbeginn alle Neulinge in der TU Berlin (Straße des 17. Juni 135, 18 Uhr) aufgefordert, den „linken Sumpf der Berliner Hochschulen“ kennen zu lernen. Und das unter dem sprechenden Titel „Trinken mit Linken“ und im Rahmen einer Tour durch die Studi-Cafés der Uni und die linken Kneipen der Stadt. Auch der Ausgangspunkt der revolutionären Saufreise ist dem Anlass gemäß markiert: „Treffpunkt vor dem TU-Hauptgebäude – ihr findet uns beim Sterni-Kasten.“ Das ist schön.

Leider aber werden die fröhlichen Zecher_innen einen Auftritt verpassen, der sie auf den richtigen Weg hätte führen können, sofern es diesen denn noch gibt. Im Buch­laden Schwarze Risse (Gneisenau­stra­ße 2a, 20 Uhr) nämlich wird Mario Candeias mit dem einschlägig bekannten Autor Raul Zelik über dessen neustes Buch „Krise und Aufbruch in Spanien: Mit Podemos zur demokratischen Revolution?“ diskutieren. Und weil Candeias nicht in allen Bewertungen mit ­Zelik übereinstimmt, dürfte es eine wirkliche politische Debatte geben und nicht wieder, wie so oft in den letzten Jahren, eine Lobhudelei des einen Autors über einen anderen. Zelik übrigens glaubt, dass die spanischen „Staatsparteien“ PP und PSOE allmählich die Kontrolle über das Land verlieren, da sie in mehrere Korruptionsskandale verwickelt sind und das Land ja eh in einer tiefen ökonomischen Krise steckt, so dass ein demokratischer Umsturz mittelbar bevorstehe. Eine spannende These. Obschon man – gerade in diesen Zeiten – andererseits mit Vorhersagen sehr vorsichtig sein sollte.

Am Sonntag hingegen wird mit einem Film eine wichtige kulturpolitische Frage gestellt. In der Baiz (Schönhauser Allee 26A, 20 Uhr) zeigt Christoph Rüter seinen Film „Die Zeit ist aus den Fugen“, es geht darin um Heiner Müllers Regiearbeit bei „Hamlet/Maschine“ während des Umbruchs in der DDR am Ende des Jahres 1989. Wie davon die Proben beeinflusst werden und das Stück immer mehr auf die Politik reagiert, ist mitreißend und sehr sehenswert. Ulrich Mühe sowieso. Und wer noch immer glaubt, dass Kunst keine politische Kraft haben kann, wird hier auf jeden Fall eines Besseren belehrt.

Am Dienstag schließlich wird die Scherer 8 (Schererstraße 8, 21 Uhr) zum Kino, hier wird der Film „The Truth lies in Rostock“ von 1993 gezeigt, der sich mit den Pogromen in Rostock-Lichtenhagen beschäftigt. Wer wissen will, worauf Pegida und andere heute zurückgreifen, sollte den Film kennen. Wehret den Anfängen!, kann man da nur ausrufen.