Keine Barrieren vorhanden

ATOMMÜLL Noch zwei Wochen sind Einwendungen gegen Morsleben-Endlager möglich

■ ist Architektin und Koordinatorin der Morsleben-Kampagne in Braunschweig.

taz: Warum ist Morsleben plötzlich so wichtig, Frau Albrecht?

Christina Albrecht: Der Bund will das Salzbergwerk, in dem fast 40.000 Kubikmeter radioaktive Abfälle aus der DDR und der BRD liegen, endgültig versiegeln. Das wäre das erste Atommüll-Endlager in Deutschland – und das in einer völlig ungeeigneten Geologie. Einwendungen dagegen kann jedermann einlegen – aber nur noch bis zum 21. Dezember. Deshalb mobilisieren wir gerade so intensiv.

Was ist denn das Problem an den beiden Schächten?

Deutsche und internationale Bestimmungen verlangen, dass Atommüll-Endlager die strahlenden Nukleide eine Million Jahre von der Biosphäre fernhalten. Es ist völlig klar, dass Morsleben das nicht gewährleistet.

Warum nicht?

Keine der vier vorgeschriebenen Barrieren ist vorhanden. Der Salzstock ist angebohrt, Zwischenschichten aus Tonerde fehlen. Da kommt Wasser rein, das ist bei Atommüll das Kritischste, was passieren kann. Es gibt Wegsamkeiten an die Oberfläche. Von den Schutzzielen ist man da weit entfernt.

Was glauben Sie, warum trotzdem an dem Standort festgehalten wird?

Man hat das Lager mit dem Einigungsvertrag zwischen DDR und BRD übernommen. Als dann klar war, dass es den Anforderungen niemals standhalten würde, hat man sich kurzerhand entschlossen, einfach Fakten zu schaffen – nach dem Motto: „Aber jetzt ist er ja schon mal da.“ Bis eine Klage des BUND 1998 Erfolg hatte, wurde auch Westmüll dort eingelagert. Und aktuell dürfte die Inbetriebnahme des ersten Endlagers vor allem politische Signalwirkung haben. INTERVIEW: CJA

Vortrag: 19 Uhr, „Kurzschluss“, Lahnstraße 16