kommentar von Sven-Michael Veit über Olympische Spiele in Hamburg
: Reine Traumtänzerei

Hamburg feiert und andere müssen zahlen – so lässt es sich leben

Die Zahlen sind fast zu schön, um wahr zu sein. Olympische Spiele in Hamburg zum Schnäppchenpreis, der Bund zahlt den Löwenanteil, den Mehrwert steckt die Stadt ein. Eine bessere Infrastruktur, mehr Arbeitsplätze und Wertschöpfung, während der Spiele Touristen mit viel Geld in den Taschen in der Stadt, hinterher die neu entstandenen Gebäude auch noch versilbern und überdies noch jahrelang eine weltweite Werbe- und Imagekampagne – Olympia als eierlegende Wollmilchsau.

Aber so schön wird die Realität nicht sein. So schlüssig die Kalkulation auf den ersten Blick erscheinen mag, die Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) jetzt vorlegt hat, so sehr steckt sie voller Unwägbarkeiten. Denn der Druck, vor dem Olympia-Referendum im November eine möglichst hohe Kostentransparenz herzustellen, hat zu einem Finanzkonzept geführt, dessen Belastbarkeit mit guten Gründen bezweifelt werden kann.

Dabei geht es nicht um die Glaubwürdigkeit des Bürgermeisters. Es steht außer Zweifel, dass Scholz für größtmögliche Seriosität und Verlässlichkeit von Planungen und Berechnungen steht. In Frage steht allein, wie genau das Zahlenwerk zum jetzigen Zeitpunkt selbst beim besten Willen sein kann - sieben Jahre vor einem globalen Großereignis in einer Welt, die sich bis dahin noch mehrfach dramatisch ändern kann und wohl auch wird.

Allein deshalb sind die vorgesehenen 461 Millionen Euro für die Bewahrung der öffentlichen Sicherheit reine Traumtänzerei. Natürlich wäre es schön, wenn mehr Aufwand nicht notwendig wäre, aber darauf wetten sollte besser niemand.

Und weil auch Scholz das weiß, hat er sich einen Notausstieg gebastelt. Hamburgs Ausgaben werden bei 1,2 Milliarden Euro gedeckelt, die restlichen gut sechs Milliarden soll der Bund zahlen. Sollten die Summen steigen, steht ebenfalls die Bundesregierung in der Pflicht. Selbstredend hat Scholz mit Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) das im Grundsatz bereits geklärt. Ein Vollprofi wie er riskiert nicht jetzt eine dicke Lippe, um sich dann später in Berlin eine blutige Nase zu holen.

Deshalb können sich die HamburgerInnen auf den Kostenvoranschlag von 1,2 Milliarden Euro verlassen. Wie teuer der ganze Spaß tatsächlich wird, ist damit aber nicht gesagt. Die Rechnung jedoch ginge auf den Deckel des Bundes. Hamburg feiert, andere zahlen – so lässt es sich leben.

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