Bloß nicht dozieren!

NEU Die Weltgeschichte ist ein Witz („Sketch-History“, 23 Uhr, ZDF)

Die Matrosen der Bounty haben gemeutert, weil sie Rücken hatten, wegen der Hängematten. Präsident John F. Kennedy hat zwar das Schweine­bucht-Debakel ausgesessen, aber seine Ferkeleien mit der Russisch-Dolmetscherin führten unmittelbar in den Dritten Weltkrieg. Zumindest in der neuen „Sketch-History“ aus dem Hause ZDF, die für sich in Anspruch nimmt, zu zeigen, „wie Geschichte zu dem wurde, was sie niemals war“, in der ein römischer Alleinherrscher namens Klaus Julius Caesar als „Vorfahr eines berühmten deutschen Schauspielers“ gezeigt wird. Wobei dessen Name gar nicht fallen müsste, weil die blonde Zottelfrisur und der Text so gut sitzen: „Sie blödes Arschloch! Es ist überhaupt der Moment gekommen, dass ich dir in die Fresse haue, du dumme Sau, du …“

Nicht erst seit den saukomischen „Carry On“-Filmen (zu Deutsch: „Ist ja irre“) aus den 60er und 70er Jahren ist bekannt, dass Historie auch witzig sein kann. Beim ZDF ist es jetzt angekommen. Wobei das Tolle an „Carry On“ war, dass nicht einfach nur etwa Caesar parodiert wurde, sondern das korrespondierende Filmgenre, der Sandalenfilm, gleich mit. Ganz ähnlich praktiziert es nun die nach heutigen deutschen Maßstäben vergleichbar prominent besetzte ZDF-Truppe um Max Giermann, Matthias Matschke, Antoine Monot, Jr., Valerie Niehaus, Isabell Polak – und als kommentierende Alleswisser-Stimme Bastian Pastewka. Als „Zeitzeugen“, etwa als „Entrepreneur und Massenmörder“ Adolf Hitler, kommentieren sie – wie bei Guido Knopp gelernt – das Geschehen von damals. Geschichtswissenschaftlich ist das natürlich ganz alte Schule: Staatsmänner und Ereignisgeschichte. Comedymäßig könnte es Zukunft haben, wenn die zuvor gezeigte „heute show“ für das nötige Publikum sorgt. Denn vorerst läuft die „Sketch-History“ an zehn Freitagen, aber nur alle paar Wochen. Jens Müller