„Ohne Emotion kein Lernen“

VORTRAG Der Bremer Gehirnforscher Gerhard Roth ist seit Jahren auch pädagogisch engagiert

■ 70, Biologe und Bremer Hirnforscher. 2011 erschein von ihm das Buch „Bildung braucht Persönlichkeit. Wie Lernen gelingt“.

taz: Ihr Thema ist: „Schule braucht Persönlichkeit“ – ist doch banal!

Gerhard Roth: Ist leider nicht banal. Es gibt eine große Auseinandersetzung unter Pädagogen, wie man Unterricht macht: Wird der Lehrer wirklich gebraucht in einem selbstorganisierten Unterricht?

Dieser Zweifel war auch mal ander Bremer Uni verbreitet.

Genau. Es gibt heute große internationale Studien, die zeigen: Drei Faktoren sind entscheidend für den Schulerfolg. Das ist die Lehrerpersönlichkeit, also die Beziehung der Schüler zu ihm, zweitens der durch den Lehrer gut durchstrukturierte Unterricht, drittens die Rückmeldung des Lernerfolges durch den Lehrer. Wenn der Lehrer nicht kompetent und vertrauenswürdig ist, geht der Lernerfolg gegen null.

Es wird viel über benachteiligte Sozialstrukturen geredet ...

Ja. Wenn der Lehrer nicht weiß, wie er das Vertrauen der Schüler, insbesondere der aus benachteiligten Familien, gewinnen kann, ist seine Arbeit für die Katz.

Nun sind Sie eigentlich Hirnforscher ...

Ich arbeite seit Jahren intensiv mit der Gesamtschule Ost zusammen, seit dem Sommer praktizieren wir da an einem Tag in der Woche ein vollkommen neues Unterrichts-Konzept, ein „Konzept Roth“.

Warum funktioniert das lernende Gehirn so?

Das Vertrauensverhältnis des Lernenden zu dem Lehrenden ist der wesentliche Faktor jeglicher Kommunikation. Unser Gehirn erfühlt diese Vertrauenswürdigkeit, und das ist wiederum der wesentliche Faktor für Lernmotivation. Ohne Emotionen, die auch unsere Aufmerksamkeit steuern, kann Lernen nicht gelingen.  Interview: KAWE

20 Uhr, Stadtwaage Bremen, Langenstraße 13