Protest gegen die „Bild“-Mauer

DENKMALSTREIT Vom Springer-Verlag will die Kieler Landtagspposition nichts geschenkt haben

Für Robert Habeck, Fraktionschef der Landtagsgrünen, ist die Sache klar: „Die Mauer muss weg.“ Denn das Fragment der Berliner Mauer, das Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) am Dienstag nahe des schleswig-holsteinischen Landeshauses enthüllte, trägt ein Logo der Bild-Zeitung. Und das, sagt Habeck, vertrage sich nicht mit dem einhelligen Votum aller Fraktionen, in der Umgebung des Parlaments kein Product Placement zu erlauben.

Ralf Stegner, Chef der SPD-Fraktion, pflichtet bei: „Wir haben ausdrücklich ausgeschlossen, dass es auf diese Weise Werbung für ein Boulevard-Blatt geben soll.“ Zwar steht das Mauerstück nicht auf dem Gelände des Parlaments, sondern vor dem benachbarten Wirtschaftsministerium und damit offiziell auf Regierungsgelände. Doch das „macht den Affront gegen den Landtag nicht besser“, findet Stegner. Christian von Boetticher von der CDU dagegen sieht den Anti-Werbe-Beschluss nicht berührt.

Anke Spoorendonk (SSW) kündigte dennoch an, das Thema im Ältestenrat des Landtages vorzubringen: „Entweder muss die Werbung von der Mauer entfernt werden oder das Mauerstück muss vom Regierungsgebäude verschwinden. Alles andere ist untragbar.“ Es zeige kein „ausgeprägtes demokratisches Bewusstsein“, dass der Ministerpräsident dies nicht selbst erkannt habe, so Spoorendonk.

Carstensen hatte sich bei der Enthüllung artig beim stellvertretendem Bild-Chefredakteur Alfred Draxler für das Geschenk bedankt: Das „symbolträchtige Stück Beton“ mache vor allem „jüngeren Menschen einen wichtigen Teil deutscher Geschichte sichtbar und begreifbar“. Das Springer-Blatt verschenkt an jedes Bundesland ein Stück Mauer – in Hamburg etwa steht es am „Horner Kreisel“, dem Beginn der Autobahn in Richtung Berlin. EST