„Eine Schande für die Stadt“

Volleyball Das Erstligateam des Hamburger Vereins VT-Aurubis steht vor der Pleite. Hauptsponsor Aurubis will trotz Rekordgewinnen kein Geld mehr geben. Jetzt soll die Stadt Hamburg einspringen

Die Situation für VT Aurubis Hamburg ist ernst. Entweder es findet sich ein neuer Sponsor oder der traditionsreiche Fischbeker Verein ist am Ende. Der bisherige Hauptsponsor, die Kupferhütte Aurubis, will die Erstliga-Volleyballerinnen trotz Rekordumsätzen nicht mehr unterstützen. Es könnte deshalb das letzte Jahr sein, in dem die besten Frauen-Volleyball-Teams der Republik in der CU-Arena am Bahnhof Neugraben pritschen, baggern und schmettern. Aurubis deckt derzeit drei Viertel des Etats von rund 550.000 Euro ab.

Für die Serie 2016/17 müssen nun weitere Sponsoren gefunden werden, die zusammen mindestens 500.000 Euro einbringen. Gelingt das nicht, verschwindet der Verein nach 16 Jahren in der Bundesliga in der Versenkung.

Es ist ein Schrecken mit Vorlauf: Der Sponsor kündigte seinen Rückzug bereits vor anderthalb Jahren an. Und es werde keine Kehrtwende geben, sagt sich der Konzern-Beauftragte Michael Landau: Aurubis ziehe sich vom Sportsponsoring zurück. Dass man kürzlich die beste Geschäftsbilanz der Firmengeschichte vorlegte, habe darauf keinen Einfluss.

Anfang 2014 hatte sich VT-Präsident Horst Lüders noch zuversichtlich gezeigt, dass es gelingen werde, den Ausfall des Großsponsors durch Akquise von vielen kleinen Geldgebern auszugleichen. Geschehen ist seitdem fast nichts. Und so werden umso leidenschaftlichere Appelle an die Stadt Hamburg gerichtet, den Verein zu retten. „Wir haben uns einen guten Ruf erarbeitet, wir sind etwas in Volleyball-Deutschland. Hamburg bewirbt sich ja um die Olympischen Spiele 2024 – vor diesem Hintergrund wäre es bedenklich, wenn unsere Stadt diesen Verein verliert“, sagte der Lüders, der seit dem Frühjahr ein Präsidentenduo mit Volker Stuhrmann bildet.

Dieser erklärte zur Saisoneröffnung, was derzeit ganz oben auf der Agenda steht: „Erstens Zukunft, zweitens Zukunft und drittens Zukunft.“ Volleyball gehöre zu Neugraben wie die Heidschnucke zur Lüneburger Heide. „Ich appelliere an die Politik: Helfen Sie uns, dieses sportlich attraktive und integrative Event zu sichern.“ Der Unternehmer stellte auch eine Verbindung zur aktuellen Flüchtlingssituation her: Gerade nach Neugraben habe es einen großen Zustrom gegeben. In der Region gebe es nur wenige Veranstaltungen. „Daher kann es sich die Stadt nicht leisten, diesen Standort sterben zu lassen“, sagte Stohrmann.

Gespart wird an der Mannschaft: Bis auf Nina Braack gingen alle Spielerinnen nach der vergangenen Saison. Jetzt soll mit einem Mini-Etat das Erreichen der Play-offs gelingen. Doch auch sportlich verlief der Saisonstart ernüchternd. Beim Köpenicker SC verlor die Mannschaft am Samstag mit 1:3 (23:25, 17:25, 25:15, 14:25), übermorgen reist der Schweriner SC an, zehnmal Deutscher Meister.

Der Fördervereinsvorsitzende Hilmar Riepe wurde angesichts der unsicheren Zukunft deutlich: „Wenn es für diesen Verein nicht weitergehen sollte, wäre es nicht nur schade, es wäre eine Schande für die Stadt.“ GÖR