piwik no script img

Berliner SzenenOrthograFisch advanced

Müsliman raus!

Hoffentlich trägt er keine Wollsocken in offenen Sandalen!

„Europa ohne Muslimen“ steht auf einem der Blechmülleimer an einer Bank im Zeppelinpark im Wedding. Hingeworfen mit krakeligem Edding-Strich. Ich kann nicht anders, seit Tagen schon sinniere ich über die Muslimen.

Mehrzahl von Musliman? Oder vielleicht sogar von: Müsliman? War der Umlaut dann doch zu orthografisch advanced für den Kritzler? Kleiner Einschub: Es kann natürlich auch eine Kritzlerin sein, aber der Einfachheit halber bleibe ich mal beim üblichen „er“, bei dem sich die meisten Frauen, laut alter Gewohnheit irgendwie mit gemeint fühlen müssen, weil die Männer es andersherum ganz und gar nicht aushalten, bei einem „-in“ mitgemeint zu sein. Arme Männer. Natürlich auch nicht alle. Ja, so geht es zu in einem Text, der es allen recht machen will. Rechtmachen geht natürlich gar nicht.

Also zurück zum Text: Gehen wir mal von Müsliman aus. Wobei, wenn schon Umlaut, würde mir Müslimän am besten gefallen. Aber Geschmackssache. Im Falle von Müsliman hieße das: Spiderman will der Verfasser dieses rassistischen Imperativs schon dabeihaben, in Europa. Gegen Batman hat er ebenso wenig wie gegen Superman. Wie so ein Müslimän wohl aussieht? Bestimmt ist er superstark, vom Körnergefutter, und trotzdem ganz hager. Sehnig. Mundwinkel eher unten. So wie Popeye seine Portion Spinat braucht, um seine Muskeln spielen lassen zu können, ist dem Müsliman das gleichnamige Gericht sein Lebenselixier. Schleck, knusper. Buuuum! Zack! Hoffentlich trägt er keine Wollsocken in offenen Sandalen.

In diesem Fall würde ich sogar zustimmen und sagen: Zumindest aus ästhetischer Sicht sollte die Mitgliedschaft der Müslimen in der EU überdacht werden. Obwohl ich damit natürlich keinen Deut besser bin als der Müllkorb-Bemaler.

Kirsten Reinhardt

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen