Erdrutsch: Der Hang hätte nie bebaut werden dürfen

Guatemala Die bisher 131 Toten der Katastrophe bei der Siedlung El Cambray II waren vermeidbar

Die Häuser liegen unter 15 bis 60 ­Metern Schlamm

BERLIN taz | Drei Tage, nachdem die Schlammlawine über El Cambray II niederging, ist die Hoffnung noch Überlebende zu finden gering. 131 Tote wurden bisher geborgen, weitere 300–350 Menschen werden noch vermisst, so Einsatzleiter Sergio Cabañas gegenüber den Medien. Cabañas und seine Spezialisten werden zwar von einem Heer von Freiwilligen und auch von Bergungsspezialisten aus Mexiko unterstützt, aber die Erdmassen habe­n die Häuser vom El Cambray II unter einer Schicht von 15–60 Metern Schlamm begraben.

Das erschwert die Bergung von Toten wie Überlebenden. Am Wochenende verkomplizierten zudem weitere Regenfälle die Rettungsarbeiten.

Die Menschen der Armensiedlung waren teilweise im Schlaf von der Schlammlawine überrascht wurden. Die ging am Freitag gegen 21.00 Uhr lokaler Zeit nieder und begrub rund 125 Häuser. Von etwa 600 Bewohnern gehen die Bergungsteams aus – aber bis dato ist nicht geklärt, wie viele Menschen zum Unglückszeitpunkt in der kleinen Siedlung waren.

Die befindet sich rund fünfzehn Kilometer von Guatemala-Stadt entfernt nahe der Kleinstadt Santa Catarina Pínula. Gebaut wurde die Siedlung unterhalb eines mächtigen von Bäumen bestandenen Erdhügels, der schon in den vergangenen Jahren mehr und mehr ins Rutschen gekommen war. Ein Grund, weshalb die lokalen Behörden und der Katastrophenschutz mehrfach gewarnt hatten. Erstmals 2008, zuletzt im November letzten Jahres.

Das wird zwar von einigen Anwohnern bestritten, aber das Grundproblem ist, dass es in Guatemala so gut wie keine Zwangsumsiedlungen gibt. Angesichts von 300.000 Menschen, die allein rund um Guatemala-Stadt von Erdrutschen bedroht sind, ist es unmöglich alle umzusiedeln, argumentiert der Leiter des Katastrophenschutzes Alejandro Maldonado. Allerdings haben die staatlichen Behörden auch nicht präventiv agiert: Zwischen März und November ist es durchaus üblich, dass es mehrere Tage ununterbrochen regnet. Knut Henkel