Der Doktor und das liebe Tier

TIERMEDIZIN Auch bei Haustieren gibt es gibt es eine Kostenexplosion im Gesundheitswesen – weil immer mehr Behandlungen möglich sind und auch nachgefragt werden. Versicherungen können helfen, die Kosten abzufedern

Heutzutage fast alltäglich: Hund im Magnetresonanztomografen  Foto: Jan Woitas/dpa

von Frida Kammerer

Mensch und Tier werden sich in einem Punkt immer ähnlicher: Die Lebenserwartung steigt – und damit auch die Kosten.

Wie viel Herrchen und Frauchen für ihre Tiere ausgeben, zeigt eine Studie der Universität Göttingen: Allein Tierärzte machten 2013 mit der Behandlung von Haustieren einen Jahresumsatz von etwa zwei Milliarden Euro. Rund 800 Millionen Euro wurden durch den Verkauf von Medikamenten erzielt – derzeit leben etwa 28 Millionen Haustiere in Deutschland. Am meisten investierten Besitzer in Hunde, auf Platz zwei liegen Katzen, gefolgt von Kleintieren wie Meerschweinchen, sowie Vögeln und Reptilien. Fast 90 Prozent der Hundehalter gehen mindestens einmal pro Jahr mit ihrem Hund zum Tierarzt. Und sie steuern mit ihrer Nachfrage das Angebot: „Gäbe es keinen Bedarf für ein Medikament gegen Reiseübelkeit bei Tieren, gäbe es das auch nicht“, sagt Fabian von Manteuffel, seit über 30 Jahren Tierarzt und Vorstandsmitglied der Hamburger Tierärztekammer.

„Die Leute bemerken heute einfach viel mehr an ihrem Tier, was ihnen vor 20 Jahren vielleicht noch nicht aufgefallen wäre“, sagt von Manteuffel. „Generell kann man nicht von einer Kostenexplosion, sondern von einer Leistungsexplosion sprechen.“ Allein in Hamburg gibt es fünf Computertomografen für Kleintiere und zwei Kernspintomografen. Fast alles, was beim Menschen möglich ist, kann man auch beim Tier anwenden.

„Wenn in den 80er-Jahren ein Hund angefahren wurde, hat man ihn geröntgt und geschaut, ob man ihn am Leben erhalten kann“, sagt von Manteuffel. Es konnte vorkommen, dass das Tier starb und das den Besitzer 600 Mark kostete. „Heute läuft der Hund vors Auto und wir machen ein MRT“, so der Tierarzt. „Der Hund liegt 14 Tage auf der Intensivstation und keine 5.000 Euro später ist er wieder gesund.“ Das stellt den Besitzer vor ein neues Problem: Das Tier kann man zwar retten, aber mit einem finanziellen Aufwand, den sich nicht jeder leisten kann.

Fast drei Milliarden Euro geben dieDeutschen jedes Jahr für die Behandlung ihrer Haustiere aus

Abhilfe kann hier eine Tierkrankenversicherung schaffen. Diese werden – je nach Versicherungsgesellschaft – mit verschiedenen Versicherungsmodellen angeboten. Meistens haben die Tierbesitzer die Auswahl zwischen einer kompletten Krankenversicherung oder einer Versicherung, die nur die Kosten einer Operation deckt. Oft sind Kastrationen davon ausgeschlossen. So eine Versicherung kann für einen älteren Hund schnell 600 Euro im Jahr kosten. Die Zeitschrift Finanztest kam zu dem Schluss, dass kleinere Hunderassen günstiger versichert werden können als größere. Besonders teuer sind dagegen Hunderassen wie Labrador, Rottweiler oder Schäferhund, bei denen schon für Welpen 400 Euro oder mehr fällig werden. Für eine Katze, die nicht älter als fünf Jahre ist, kostet der Krankenschutz mindestens 129 Euro. Bei Rassekatzen klettert der Preis auf bis zu 347 Euro.

Für wen lohnt sich eine Tierversicherung? „Besserverdienenden fällt es in der Regel nicht allzu schwer, für eine OP bei ihrem Hund oder ihrer Katze mal 600 bis 800 € auf den Tisch zu legen. Dies fällt den weniger gut Verdienenden und Rentnern sicherlich schwerer“, sagt Annegret Laufer von der Uelzener, einer reinen Tierversicherung.

Für das Tier macht es in der Behandlung erst mal keinen Unterschied, ob der Halter eine Versicherung abgeschlossen hat. „Wir sind in erster Linie dem Tier verpflichtet und behandelt wird es auf jeden Fall, aber es muss irgendwann mal bezahlt werden“, sagt Tierarzt von Manteuffel. „Wir würden aber niemanden wegschicken, weil er nicht versichert ist und kein Geld hat.“