Ein brutaler Akt von staatlicher Gewalt

USA Erstmals seit 1945 ist im Staat Georgia eine Frau exekutiert worden. Gnadengesuche abgewiesen

Washington afp | Sogar ein Gnadengesuch von Papst Franziskus hat nichts bewirkt: Mit Kelly Gissendaner ist im US-Bundesstaat Georgia zum ersten Mal seit 70 Jahren wieder eine Frau hingerichtet worden. Das Todesurteil gegen die 47-jährige Mutter von drei Kindern wurde am frühen Mittwochmorgen mit einer Giftspritze vollstreckt, wie die Strafvollzugsbehörden mitteilten. Nur wenige Stunden zuvor hatten ihre Anwälte noch mehrere Gnadengesuche eingereicht – vergeblich.

Gissendaner wurde am Mittwoch um 0.21 Uhr Ortszeit für tot erklärt. Vor der Hinrichtung hatte sie nach Angaben einer Behördensprecherin noch ein Gebet gesprochen. Vor dem Gefängnis in Jackson protestieren Dutzende Gegner der Todesstrafe gegen die Hinrichtung der dreifachen Mutter.

Gissendaner hatte im Februar 1997 ihren damaligen Liebhaber Gregory Owen angeheuert, ihren Ehemann zu töten, um dessen Lebensversicherung zu kassieren. Owen wurde 1998 im Gegenzug für ein Schuldeingeständnis zu lebenslanger Haft verurteilt. Gissendaner lehnte ein Schuldeingeständnis jedoch ab – und wurde zum Tode verurteilt. Ursprünglich sollte die Hinrichtung schon am Dienstagabend stattfinden.

Gissendaners Anwälte wandten sich in letzter Minute jedoch erneut an das Oberste Gericht in Georgia und an den Obersten Gerichtshof der USA. Ihre Anträge wurden jedoch ablehnt. Auch Gissendaners Tochter und ihre zwei Söhne baten um Gnade für ihre Mutter. „Wir haben unseren Vater verloren. Wir können uns nicht vorstellen, auch noch unsere Mutter zu verlieren“, erklärten sie Anfang September.

Nach Angaben des Death Pe­nal­ty Information Center ist Gissendaner die 16. Frau, die seit der Wiedereinführung der Todesstrafe in den Vereinigten Staaten im Jahr 1976 hingerichtet wurde. Im Bundesstaat Geor­gia wurde zum letzten Mal 1945 ein Todesurteil an einer Frau vollstreckt.

Die Todesstrafe ist in 32 der 50 US-Staaten sowie auf Bundesebene erlaubt, die Zahl der Hinrichtungen geht seit Jahren beständig zurück. In den kommenden Tagen sollen in den USA jedoch zwei weitere Todesurteile vollstreckt werden.