Das Ding, das kommt: Im Clinch mit der Vierbeiner-Lobby
Dass es Stress geben würde, war klar. Aus einer Bierlaune heraus sicherten sich 1992 der Hamburger Journalist Wulf Beleites und ein paar Freunde den Titel „Kot & Köter“ und erhielten, so erzählt er es, bald erste Medienanfragen. Also redete er in Talkshows über Hunde und Herrchen und warum beide nicht in die Städte gehören, und ja, da ging es immer wieder auch ums „Kacka!“, Pardon, „Kot!“-Sagen.
Vergangenes Jahr dann wurde aus der Idee tatsächlich noch eine „Zeitschrift für den Deutschen Hundefeind“, darin auch reichlich Schabernack, aber eigentlich alles im Rahmen von Geschmacksfragen. Mancher (Nicht-)Leser aber sah es von Anfang an anders. Fünf Ausgaben von Kot & Köter gibt es inzwischen, finanziell bleibt die Sache prekär, auch wenn eine Erwähnung im Wall Street Journal für ein paar Abonnements in Übersee gesorgt haben soll.
Aufs Spiel mit der medialen Aufmerksamkeit verstehen sich die angeblichen Hundehasser: Als wegen eines angeblichen Aufrufs zum Hundetöten der Staatsanwalt ermittelte, das aber auch wieder einstellte – K&K schmiedete das PR-Eisen. Zuletzt goss Beleites, für die taz „etwa 70 Prozent Inszenierung, 25 Prozent Witz und zu maximal 0,5 Prozent Hundehasser“, den eisern durchgehaltenen Tresenwitz in ein „Kot & Köter“-Buch (Ullstein, 240 S., 8,99 Euro), und daraus sollte er am heutigen Freitag lesen, in Hamburg-Eimsbüttel, auf Einladung einer Linken-Stadtteilgruppe. Einigermaßen kurzfristig sagte man den Termin wieder ab – „aufgrund massiven Drucks von über 60.000 ‚Hundefreunden‘“, womit der in etwa so mitgliederstarke Verein „Hunde-Lobby“ gemeint war: Der sprach von einer „Zumutung“.
Trotzig beklagen die verhinderten Veranstalter, „dass es in Hamburg nicht mehr möglich ist, eine satirische Veranstaltung zum Thema Hunde zu veranstalten“, und kündigen an, die Lesung nachzuholen, „an einem anderen Ort und Termin“. ALDI
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