Afrikanische Flüchtlinge im Hungerstreik

In Marokko protestieren 71 Menschen gegen ihre Internierung in Militärlagern. Ihnen droht die Abschiebung

MADRID taz ■ Seit Sonntag sind 71 Flüchtlinge im marokkanischen Guelmim im Hungerstreik. Sie gehören zu einer Gruppe von 267 Immigranten, die in einem Militärlager in der Nähe der südmarokkanischen Stadt festgehalten werden. Die Behörden wollen sie abschieben. Die meisten stammen von der Elfenbeinküste und aus dem Kongo und haben Asylanträge gestellt.

„Einige sind vom UN-Flüchtlingswerk anerkannt“, berichtet Mohamed El Boukili von der Marokkanischen Menschenrechtsvereinigung (AMDH). Er befürchtet, dass für so manchen der Hungerstreikenden eine Rückführung in die Heimat lebensgefährlich werden könnte.

Die Flüchtlinge werden seit knapp einem Monat in Guelmim festgehalten. Auch in anderen Militärlagern sitzen Immigranten ein. Die AMDH schätzt die Zahl der Abschiebehäftlinge in Marokko auf 800 bis 1.000. Über 2.500 Schwarzafrikaner wurden in den vergangenen Wochen in ihre Heimatländer ausgeflogen. Sie waren Anfang Oktober bei großen Razzien in der Umgebung der spanischen Enklaven Ceuta und Melilla festgenommen worden. Marokko wollte damit weitere Massenanstürme auf die Grenzzäune der beiden spanischen Städte verhindern.

„Die Bedingungen in den Militärcamps sind nicht sehr gut“, sagt der Chefkoordinator von Ärzte ohne Grenzen (MSF) in Rabat, Javier Gabaldón. Es sei nicht das erste Mal, dass Flüchtlinge deshalb in einen Hungerstreik treten. Bereits vor zwei Wochen kam es in Guelmim zu einer Protestaktion. Die Flüchtlinge brachen sie ab, nachdem die Botschafter ihrer Länder vorgelassen wurden und eine Rückreise in die Heimat organisierten.

Auch im nordmarokkanischen Tanger traten Abschiebehäftlinge in den Hungerstreik. Es handelte sich um eine Gruppe von 73 Personen, die von Spanien nach Marokko abgeschoben worden waren. Vor einer Woche wurden 49 in die Heimat überstellt – darunter zwei Asylbewerber.

„Wir würden die Lage der Immigranten gerne genauer untersuchen“, erklärt Gabaldón. Doch trotz Anträgen wird die NGO nicht zu den Flüchtlingen vorgelassen. Die Arbeit von MSF wird von Marokkos Behörden mit Argwohn beobachtet, seit die Organisation vor wenigen Wochen eine Gruppe von Schwarzafrikanern ausfindig gemacht hatte, die von der marokkanischen Armee ohne Wasser und Nahrung in der Sahara ausgesetzt worden waren. Dank der Proteste von MSF kam Rabat unter Druck, und musste die Betroffenen zurückholen. REINER WANDLER