Streit über die Toten von Mekka

Hadsch Der Iran macht Saudi-Arabien für die Katastrophe während der Pilgerfahrt verantwortlich. Zahl der Opfer noch deutlich angestiegen

DUBAI rtr | Nach der tödlichen Massenpanik während der Pilgerfahrt nach Mekka haben sich die Regionalmächte Iran und Saudi-Arabien einen verbalen Schlagabtausch geliefert. Der oberste Geistliche des schiitischen Iran, Ajatollah Ali Chamenei, verlangte am Sonntag eine Entschuldigung des sunnitischen Königreichs und warf Saudi-Arabien vor, nicht zu seiner Verantwortung zu stehen.

Die Regierung in Riad wiederum beschuldigte den Iran, die Katastrophe politisch auszuschlachten. Bei der Massenpanik von Pilgern waren am Donnerstag nach offiziellen saudi-arabischen Angaben 769 Menschen getötet und 934 verletzt worden.

„Anstelle diese und jene verantwortlich zu machen, sollten die Saudis ihre eigene Verantwortung akzeptieren und sich bei den Muslimen und den Familien der Opfer entschuldigen“, forderte Chamenei auf seiner Internetseite. Der Tod von mehr als tausend Menschen sei keine Kleinigkeit. Iranische Vertreter haben wiederholt von mehr als tausend Todesopfern gesprochen.

Staatlichen iranischen Medien zufolge sind mindestens 155 Iraner unter den Toten. Weitere 300 würden noch vermisst, darunter der frühere Botschafter im Libanon, Gha­san­far Roknabadi. Der iranische Parlamentspräsident erklärte, Missmanagement und Fahrlässigkeit Saudi-Arabiens hätten zu der Katastrophe geführt.

Der saudische Außenminister Adel al-Dschubeir warf dem Iran vor, die Katastrophe für politische Zwecke zu missbrauchen. Er hätte gehofft, dass die iranische Führung sich in Anbetracht der Toten sensibler verhalten würde, sagte er am Samstag in den USA. In saudi-arabischen Medien wurde angedeutet, iranische Pilger könnten die Panik durch ihr Verhalten ausgelöst haben. Die Katastrophe ereignete sich, als zwei große Pilgergruppen an einer Wegkreuzung in Mina – wenige Kilometer von Mekka entfernt – aufeinandertrafen.