Richard Rother über neue EU-Abgastests für Autos
: Kein Ende der Trickserei

Eine Woche hat es gedauert, bis die EU-Politik auf den VW-Abgas­skandal reagierte. Künftig sollen Verbrauchs- und Abgastests nicht nur im Labor, sondern auch auf der Straße stattfinden, und zwar bereits ab dem nächsten Jahr. Das klingt gut, aber es könnte sich mal wieder als Mogelpackung erweisen. Denn die EU will diese Straßentests nicht vorschreiben, sondern nur den regulatorischen ­Rahmen dafür schaffen. Alles Weitere regeln die EU-Mitgliedstaaten.

Damit steht zu befürchten, dass Mitgliedstaaten, die sehr von der Auto­industrie abhängig sind – also etwa Deutschland, Frankreich, Tschechien, Italien, Spanien – die Einführung solcher Alltagstests verzögern oder verwässern. Und dass andere Staaten – aus Rücksicht auf ihre starken Nachbarn – es ebenfalls nicht besonders eilig haben mit den Straßentests, die sowohl die gängige Testtrickserei als auch den offensichtlichen Testbetrug von VW verhindern könnten. Beides geht ja zulasten der Verbraucher und der Umwelt.

Allerdings ist die Ausgestaltung von Alltagstests alles andere als trivial, denn der Alltag (auch eines Fahrzeugs) in Europa ist überall anders. Ob ein Auto in den österreichischen Bergen oder im niederländischen Flachland, im warmen Andalusien oder im kühlen Schweden, in der polnischen Provinz oder in deutschen Großstädten unterwegs ist – all dies hat enormen Einfluss auf Verbrauch und Schadstoffemissionen, vom Temperament des Fahrers ganz zu schweigen. Auch deshalb wurden die Labortests eingeführt, um vergleichbar zu machen, was im Alltag eben kaum vergleichbar ist.

Die Kehrseite ist, dass die im Labor ermittelten Werte mit der Realität nur noch wenig zu tun hatten, da die Hersteller ihre Fahrzeuge auf das Laborverhalten hin optimierten, nicht aber auf den Alltag. Damit muss nun ebenso Schluss sein wie mit falscher Rücksichtnahme auf die Autoindustrie. Denn wichtig ist, was hinten rauskommt.

Wirtschaft + Umwelt