OFF-KINO

Off-Kino

Lars Penning

Filme aus dem Archiv– frisch gesichtet

Der amerikanische Dokumentarfilmer Frederick Wiseman ist sich seit seinen ersten Filmen in den späten 1960er Jahren immer treu geblieben: Wie „La Danse – Le Ballet de l’Opéra de Paris“ (2009) handeln die meisten seiner Filme von Institutionen, die für ihn stets auch jene Gesellschaft repräsentieren, in der sie existieren. Gefällig sind Wisemans Filme dabei nicht: Es gibt weder Kommentar noch Interviews, und die Namen seiner Protagonisten erfährt man erst im Nachspann. In „La Danse“ schaut man Tänzern und Choreografen bei ihrer harten Arbeit zu, auch Ausschnitte aus den fertigen Bühnenproduktionen werden gezeigt. Dazwischen gibt es kurze Einblicke in die Kantine oder die Kostümschneiderei, man sieht Businessmeetings der künstlerischen Leiterin, es geht um Sponsoren und Rentenfragen. So entwickelt sich schließlich das, was Wiseman in Monaten der Montage aus dem Filmmaterial herausgearbeitet hat: Man erkennt, wie die Institution funktioniert und wie die beteiligten Personen davon geprägt werden. Und „La Danse“ besticht auch durch die Freude an der Ästhetik von Körpern in Bewegung (OmU, 24. 9., 19.30 Uhr & 26. 9., 20 Uhr, Arsenal 2).

Psychedelische Blubber-­Science-Fiction bietet Richard Fleischers „Fantastic Voyage“ (1966), in dem ein Atom-U-Boot auf Miniaturgröße verkleinert und ins Körperinnere eines Wissenschaftlers geschickt wird, um an Ort und Stelle ein Blutgerinnsel zu operieren. Das arterielle und venöse System sowie Herz, Lunge und Innenohr des Menschen wurden auf dem Gelände einer großen Sportarena mit viel Pappmaché und farbig angeleuchteten Plastikplanen nachgebaut – was damals Oscars gewann und heute eher für tra­shigen Charme sorgt. Der Spaß, den man als Zuschauer an dieser Reise ins Körperinnere verspürt, verdankt sich jedoch unbedingt dem Umstand, dass auch das Absurde hier mit großem Ernst und Engagement vorgetragen wird, egal, ob gerade „Turm Null“ ausgefahren werden muss oder ob die „Arterienwand Backbord!“ auftaucht. Dazu gibt es einen bestimmt sehr ernsten Vortrag der Psychoanalytikerin Dr. ­Florence Wasmuth, die sich mit der Frage einer sichtbar werdenden Veränderung der menschlichen Körperbetrachtung beschäftigt (OmU, 27. 9., 18 Uhr, Brotfabrik).

Einer der besten Konzertfilme ist noch immer Jonathan Demmes „Stop Making Sense“ (1983): kein stumpfes Fansouvenir, sondern ein zweifellos sehenswertes Zeitdokument einer optisch und dramaturgisch ausgefeilten Performance der Talking Heads bei einem ihrer Auftritte in Los Angeles (OF,­27. 9., 20 Uhr, Arsenal 2).