„Und die Menschenrechte?“

Diskussion: Kirche und Staat in Russland

■ Pastorin, ist in Eutin geboren. Heute lebt die Ökumene-Beauftragte der Nordelbischen Kirche in Hamburg. Foto: privat

taz: Frau Severin-Kaiser, warum interessieren Sie sich für die Situation in Russland?

Martina Severin-Kaiser: Hamburg ist die Partnerstadt der Region. Wir haben also einen Vertrag, den wirtschaftlichen Austausch zu fördern. Für uns Kirchen bedeutet das aber auch, zivilen Austausch zu gewährleisten – so müssen auch die Menschenrechte eine Rolle im Dialog spielen.

Wie kann die russisch-orthodoxe Kirche die Menschenrechte stärken?

Man sollte bereit sein, gegenüber dem Staat kritisch in die Bresche zu springen. Bei den Themen Rassismus, Armutsbekämpfung und Religionsfreiheit tut der russische Staat zu wenig. Die Kirche muss für die Menschenrechte eintreten und deren Einhaltung fordern.

Wie weit kann die Kirche den Staat denn beeinflussen?

Die russischen Staatspräsidenten bemühen sich – zumindest öffentlich – um größtmögliche Nähe zur Kirche. So ergeben sich Möglichkeiten zum Gespräch und zur Einwirkung auf das Geschehen im Land.

Können wir überhaupt ein Vorbild sein?

Wir haben natürlich selbst noch sehr viel vor der eigenen Haustür zu kehren. Es wäre völlig verfehlt, wenn wir so tun, als sei hier alles toll. Wenn wir das Thema ansprechen, beschäftigen wir uns automatisch auch mit der eigenen Situation. INTERVIEW: LMF

Diskussion mit Martina Severin-Kaiser und Vladimir Khoulap, Geistliche Akademie St. Petersburg: 18.30 Uhr, Ökumenische Kapelle Hafencity, Großer Grasbrook 17