Im Erfolgswind

SEGELN Nach der Einführung der nationalen Ligen bewährt sich auch das Format der europäischenChampions League. Bei der zweiten Auflage sichert sich das norwegische Team den Titelgewinn

Volle Segel: Der starke Wind setzte den Teams sehr zu Foto: SCL/YCCS/Francesco Nonnoic

Der schnellste europäische Segelclub kommt in diesem Jahr aus Oslo. Der Königlich Norwegische Segelverein (KNS) hat am Wochenende vor Puerto Cervo in Sardinien überlegen die erst zweite Champions League der europäischen Segelclubs gewonnen. Die Norweger mit Skipper Kristoffer Spone fuhren in jeweils zehn Wettfahrten sieben Siege und zwei zweite Plätze in dem Feld der 30 Vereine aus 14 Nationen ein.

Die norwegische Crew, die normalerweise eher bei Leichtwind brilliert, kam schon an den ersten beiden Starkwindtagen sehr gut mit dem dann auch noch sehr böigen ablandigen Wind zurecht. Am Sonntag profitierten sie wiederum von der ruhigeren Wetterlage. „Wenn wir uns nicht so sehr auf die Manöver konzentrieren müssen, können wir logischerweise mehr auf Winddreher und Taktik achten. Und das ist unsere eigentliche Stärke“, so Spone.

Das beste deutsche Team war der Touring Yacht-Club vom Starnberger See auf Rang fünf. Sein Team führt auch in der laufenden Bundesligasaison.

Der letztjährige Gewinner, der Königliche Dänische Yachtclub aus Kopenhagen, wurde 20. Das Team um Steuerfrau Lotte Meldegaard, das immerhin amtierende Welt- und Europameister im Macht-Racing ist, war in Puerto Cervo die einzige reine Frauencrew.

Die Champions League war im vergangenen Oktober erstmalig durchgeführt worden und hat inzwischen ein hohes Niveau erreicht. Das liegt daran, dass sich die von ehemaligen deutschen Spitzenseglern ausgehende Ligaidee und ihre kommerzielle wie mediale Vermarktung inzwischen auch in anderen Ländern durchsetzt. Nach der Einführung nationaler Segelligen ist ein Vereinswettbewerb der besten Teams auf europäischer Ebene die logische Konsequenz. Beim bisherigen Regattasport treten Mannschaften nicht als Vereinsteams an. Bei der Liga darf dagegen nur ein Team pro Verein teilnehmen, wobei die Teammitglieder rotieren können. Die Vereine können bis zu zwanzig Personen nominieren, die entsprechend ihrer Leistung, Verfügbarkeit und Harmonie immer wieder zu neuen Teams für die Viermannboote zusammengestellt werden. Dies ermöglicht, auch frühere Spitzensegler einzubeziehen, die sich aus beruflichen oder familiären Gründen den enormen finanziellen wie zeitlichen Aufwand für individuelle Regattakarrieren nicht mehr leisten können oder wollen.

Allerdings kann man sich nicht auf einen Bootstyp einigen

Gesegelt wurde jetzt auf modernen gleitfähigen Kielbooten vom Typ J-70. Diese werden vom Veranstalter gestellt und nach jeder Wettfahrt zwischen den Teams gewechselt, sodass die sonst in vielen Segelklassen übliche Materialschlacht entfällt. Zu den Geburtswehen der Segelligen gehört allerdings, dass sich nicht alle Nationen auf den gleichen Bootstyp einigen können, wenngleich die J-70 am verbreitetsten ist. Aber selbst in der deutschen Bundesliga segeln die erste und inzwischen auch etablierte 2. Liga auf unterschiedlichen Bootstypen, weil die entsprechende Werften ihre Boote stark pushen Das macht es für die beteiligten Vereine kompliziert und teuer. Zwar werden die Boote bei den Ligarennen gestellt, aber trotzdem brauchen die Vereine eigene Boote, auf denen ihre Mannschaften trainieren können.

Inzwischen ist das Niveau so stark gestiegen, dass gute Segler allein nicht ausreichen, sondern die Teams bei Manövern perfekt eingespielt sein müssen. Wegen der harten Bedingungen in Puerto Cervo verlor so manche Crew zeitweilig die Kontrolle über ihr Schiff. Sven Hansen