Die Freude weggemotzt

KRACH Warum sich Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking und Stürmer Bas Dost gerade nicht grün sind

Unten überwog noch die gute Laune: Im Keller des Stadions ließ sich Bas Dost als Held des Tages feiern - ein wenig zumindest. Als Einwechselspieler hatte der Stürmer des VfL Wolfsburg nur rund 20 Minuten lang gegen Hertha BSC mitwirken dürfen, aber mit zwei Toren (76., 89. per Elfmeter) den 2:0-Heimsieg ermöglicht. Natürlich stand Dost dann da wie einer, der bereit ist, in eigener Sache Lorbeer einzusammeln: „Ich gebe immer Gas“, versicherte er – um sich nur Sekunden später die Schelte des Jahres einzuhandeln. Denn zwischen Wolfsburgs Trainer Dieter Hecking und Dost ist ein Streit entbrannt, der es in sich hat. Die Freude über den Wolfsburger Erfolg wurde am Samstag regelrecht weggemotzt.

Es bedarf gewiss keiner grundlegenden Charakterstudien, um zu verstehen, warum sich der Trainer und sein Stürmer nicht immer optimal verstehen: Hecking legt großen Wert darauf, dass sich eine Fußballmannschaft als Kollektiv versteht, mit klaren Regeln und gesundem Miteinander. Dost auf der anderen Seite findet, dass er ein richtig guter Stürmer ist und eher selten auf die Ersatzbank gehört. Aber ebendort hatte er gegen Hertha vor 30.000 Zuschauern zunächst Platz nehmen müssen.

Seinem schwachen Auftritt im Champions-League-Heimspiel gegen ZSKA Moskau (1:0) – Dost wurde zur Halbzeit ausgewechselt – hatte der Niederländer im Training einen Anfall von Bockigkeit folgen lassen, der nicht ungestraft blieb: „So wie Bas in den letzten drei Tagen rumgelaufen ist, geht das nicht“, sagte ein verärgerter Hecking. „Das ist Egoismus pur. Er sollte seine Einstellung zur Mannschaft schnellstmöglich überdenken.“

Torjäger eingewechselt, Spiel gewonnen, alles richtig gemacht: Das wäre die übliche und von allen Seiten erwartete Sichtweise Heckings nach der Partie gewesen. Aber der Trainer, der mit dem VfL Wolfsburg gerade ein erstaunliches Karrierehoch erlebt, möchte Streit und Ungemach im Kader am liebsten gleich im Keim ersticken. Während der Sommervorbereitung hatte er bereits dem dänischen Stürmer Nicklas Bendtner per öffentlichem Straftraining gezeigt, wie sich ein ordentlicher Profi zu verhalten hat; jetzt ist Dost in einen herbstlichen Sturm Hecking'schen Ärgers geraten.

Morgen Abend spielt der VfL beim Rekordmeister Bayern München. „Wir gehen da nicht hin, um unentschieden zu spielen“, sagte Dost allerdings auch zu einem Zeitpunkt, als der stolze Angreifer noch nicht wissen konnte, wie sauer sein unmittelbarer Vorgesetzter gerade auf ihn ist. Christian Otto