NLD ohne muslimische Kandidaten

Birma Aung San Suu Kyi beugt sich Druck radikaler Mönche

BERLIN taz | Zwei Monate vor Birmas erster landesweiter Parlamentswahl seit Freilassung der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi im Jahr 2011 hat diese am Dienstag den Wahlkampf ihrer Nationalen Liga für Demokratie (NLD) eröffnet. Auf Facebook bezeichnete die 70-Jährige die Wahlen am 8. November als „echte Chance“ für einen „wahren Wechsel“.

Die NLD gilt als Favoritin. Im Jahr 1990 gewann die Oppositionspartei deutlich. Doch die damalige Militärjunta, die das Land in Myanmar umtaufte, erkannte das Ergebnis nicht an. Viele NLD-Mitglieder wurden für lange Jahre inhaftiert. Jetzt verhindert ein Verfassungsparagraf, dass Aung San Suu Kyi Präsidentin werden kann, weil ihre Söhne ausländische Staatsbürger sind.

Bei der Wahl kandidieren 90 Parteien. Die NLD hat mit 1.151 Kandidaten für verschiedene Ebenen die meisten Bewerber. Doch wie die britische BBC am Dienstag aus Birma berichtet, sei darunter nicht ein einziger Muslim. Dabei hätten Muslime als Birmas größte religiöse Minderheit in der Vergangenheit die NLD stark unterstützt. Doch seit der Öffnung des Landes mobilisieren radikale buddhistische Mönche gegen Muslime. Aung San Suu Kyi hatte sich schon aus taktischen Gründen nicht für die verfolgte muslimische Minderheit der Rohingya ausgesprochen. Sven Hansen