GEDENKEN
: Gegen das Vergessen

In abgelegenen Gebieten Polens lagen die drei Vernichtungslager Bełżec, Sobibor und Treblinka, in denen im Rahmen der so genannten „Aktion Reinhardt“ zwischen März 1942 und Oktober 1943 mehr als zwei Millionen Jüdinnen und Juden und rund 50.000 Roma aus den besetzten Gebieten Polens und der Ukraine unmittelbar nach ihrer Ankunft systematisch in Gaskammern ermordet wurden. Bis heute ist die Geschichte der drei Vernichtungslager, in denen mehr Menschen ermordet wurden als in Auschwitz-Birkenau, indes weitgehend unbekannt.

In der ersten deutschsprachigen Veröffentlichung zu Bełżec („Das Vernichtungslager Bełżec“, Metropol Verlag, 392 S., 24 Euro) stellt nun der polnische Historiker Robert Kuwałek, Mitarbeiter der Gedenkstätte Majdanek in Lublin und von 2004 bis 2009 Leiter der neuen Gedenkstätte in Bełżec, die Geschichte des Lagers dar, befasst sich mit den deutschen Tätern, ihren Helfern und deren strafrechtlicher Verfolgung sowie der Entwicklung des Ortes nach 1944 bis zur Eröffnung einer Gedenkstätte 2004.

Am Sonntag stellt Kuwałek das Buch gemeinsam mit Ewa Koper, pädagogische Mitarbeiterin der Gedenkstätte Bełżec, im Rahmen der Gedenkveranstaltung des Auschwitz-Komitees zum Jahrestag der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 vor. Aus dem Buch liest die Vorsitzende des Auschwitz-Komitees Esther Bejarano, Kuwałek selbst hält einen Vortrag zur Geschichte Bełżecs mit anschließender Podiumsdiskussion. Zu Gast ist außerdem der Vorsitzende des Landesvereins der Sinti in Hamburg Robert Weiss, der über die Bedeutung Bełżecs für Sinti und Roma in Norddeutschland spricht.

Die Befreiung Auschwitz’ ist auch Anlass für die 2005 von der Bezirksversammlung angeregte „Woche des Gedenkens im Bezirk Nord“, in deren Rahmen wieder zahlreiche Kultureinrichtungen, Schulen, Bücherhallen und Initiativen bis Mitte März mit Lesungen, Vorträgen, Workshops, Filmvorführungen, Rundgängen, Zeitzeugengesprächen und Sonderöffnungen der Gedenkstätten der Opfer des Nationalsozialismus gedenken.

Die Feierstunde der Bezirksversammlung findet in diesem Rahmen am 27. Januar im Großen Sitzungssaal unter dem Motto „NS-Euthanasie in Hamburg“ mit Zeitzeugin Antje Kosemund, einer Lesung mit der Schauspielerin Sylvia Wemper und einem Vortrag von Hanns-Stephan Haas von der Evangelischen Stiftung Alsterdorf statt.  MATT

■ So, 20. 1., 20 Uhr, Polittbüro, Steindamm 45; Woche des Gedenkens im Bezirk Nord bis 19. 3., Programm der Woche des Gedenkens unter de.scribd.com/doc/119201349/Woche-des-Gedenkens-2012