Mehr Mut zur Kontroverse

Über das Museum der Moderne soll nicht im Hinterzimmer entschieden werden

Dass an der Potsdamer Straße nicht nur ein Museum der Moderne gebaut, sondern auch über die Zukunft des Kulturforums entschieden wird, hat am Donnerstag Senatsbaudirektorin Regula Lüscher deutlich gemacht. Und Kulturstaatsministerin Monika Grütters ergänzte: „Das Museum ist eine große Chance, weil wir mit dem Neubau das Kulturforum vom Zentrum heraus neu definieren.“ Gewaltig ist also die Aufgabe. Aber ist der Weg, der zu ihr führt, auch transparent?

Der Vorschlag von Christine Edmaier, der Präsidentin der Berliner Architektenkammer, die Jurysitzungen in diesem Falle für eine interessierte Öffentlichkeit zu öffnen, ist im Grunde überfällig. All zu oft wird über Architektur – in den Feuilletons – erst diskutiert, wenn die Entscheidungen gefallen sind. Ist der Bau dann fertig, reibt sich das erstaunte Publikum die Augen und fragt sich nicht selten, wie es dazu kommen konnte. Ein transparentes Verfahren wäre da auch eine Chance zur Versachlichung der Debatte.

Natürlich liegen die Gefahren auf der Hand. Komplexe Aufgaben erfordern auch komplexe Diskussionen. Nicht ohne Grund sitzen in der Jury Experten, Populismus wäre da mehr als hinderlich. Allerdings handelt es sich beim Museum der Moderne auch um einen Bau aus Steuergeldern. Warum also sollen Architekturwettbewerbe nach wie vor im Hinterzimmer stattfinden, während andernorts längst neue Beteiligungsverfahren erprobt werden.

Beim Thema Flussbad am Humboldt-Forum hat Hermann Parzinger, Chef der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, ganz bewusst die öffentliche Bühne gesucht, um für mehr Respekt gegenüber der Museums­insel zu werben. Nun kann er zeigen, dass auch seine Stiftung keine Angst vor öffentlichen Debat­ ten hat. Uwe Rada