Viel Lärm um gemeinsame Stunden

SCHULGESETZ Ein Erlass des niedersächsischen Kultusministeriums sieht mehr gemeinsamen Unterricht von Haupt- und Realschülern vor. Niemand aber plane die beiden Schulformen zu fusionieren, wird betont

Knapp die Hälfte der Hauptschulen im Land kooperiert schon mit einer Realschule

Die stärkere Zusammenarbeit von Haupt- und Realschulen in Niedersachsen sorgt für Aufruhr. Das Kultusministerium wies am Mittwoch Berichte zurück, wonach die Schulstruktur verändert werden soll. „Das ist definitiv nicht der Fall“, sagte ein Sprecher von Ministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU). Man lasse lediglich einen Erlass ausarbeiten, der Teile des im Juni verabschiedeten Schulgesetzes umsetzen soll. Dieser Erlass solle Ende Januar fertig sein.

Das Gesetz sieht unter anderem eine engere Kooperation von Haupt- und Realschulen vor. So sollen die Schulträger an Haupt- und Realschulen in den Klassen fünf bis acht noch mehr Unterricht gemeinsam abhalten können. In bestimmten Fächern geschieht das schon jetzt: Knapp die Hälfte der rund 500 Hauptschulen im Land kooperiert derzeit mit einer Realschule. Es gehe ausdrücklich nicht um die Fusion von Schulen, erklärte das Ministerium.

Ein Bericht der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung hatte zuvor den Schluss nahegelegt, die Landesregierung plane eine Zusammenlegung von Haupt- und Realschulen, um den Schülerschwund an den Hauptschulen zu beenden. Dies führte zu zahlreichen Reaktionen: Eine „Illusion“ nannte es der Realschullehrerverband VDR, wenn Politiker meinten, dass mit der Zusammenlegung „das Problem ‚Hauptschule‘ mit einem Schlag gelöst wird“. Lernschwachen Kindern sei so nicht geholfen, urteilte der VDR-Vorsitzende Manfred Busch.

Die Grünen im Landtag bezeichneten die Pläne als „vollkommen unzureichend“. Nach Ansicht der Schulexpertin der Linksfraktion, Christa Reichwaldt, wird der gemeinsamen Unterricht das „Hauptschulsterben“ nicht beenden.

Auch die SPD-Fraktion befand, mit dem geplanten Erlass werde „das Problem des Ausblutens der Hauptschulen nicht gelöst“, so die SPD-Schulpolitikerin Frauke Heiligenstadt. Es seien schon viele Versuche gescheitert, die Hauptschulen zu retten.  (dpa)