THEATER

TheaterEsther Slevogt betrachtet das Treibenauf Berlins Bühnen

Was ist eigentlich aus dem Projekt der Emanzipation der Frau geworden? Man hört in der letzten Zeit so wenig davon. In der Schaubühne schickt sich der Regisseur Patrick Wengenroth deshalb an, „gegenwärtige weibliche Perspektiven auf den komplexen Bereich der Liebe, des Lebens und des vermeintlichen ‚Kampfes der Geschlechter‘ im Zeitalter des Neoliberalismus“ zu einem Theaterabend zu sampeln. Das Wort „Emanzipation“ ist ja scheinbar etwas in Verruf geraten. Viele junge Frauen finden es heutzutage uncool, damit überhaupt in Verbindung gebracht zu werden. Dabei ist die Logik des Marktes immer noch männlich und die Frau vielleicht etwas zu willig, sich dieser Logik zu fügen (Schaubühne: „thisisitgirl“, Premiere: 16. 9., 19.30 Uhr).

Mit Frauen- und Männerbildern geht auch der Eröffnungsabend der Volksbühne um, und zwar mit Bildern, wie sie von Kinomythen ins kollektive Unbewusste gefräst worden sind: Werken wie dem Hollywoodfilm „Rebel with­out a cause“ („Denn sie wissen nicht, was sie tun“) von Nicholas Ray (und mit James Dean) zum Beispiel. Der amerikanische Künstler Paul McCarthy bringt mit „Rebel Dabble Babble Berlin“ nun das Update einer großformatigen Multimedia-Installation an den Rosa-Luxemburg-Platz, die 2012 von Rays Film von 1955 inspiriert auf dem Hof einer Galerie in Los Angeles entstand. Paul McCarthy ist auch eine Referenzfigur für den Extremtheatermacher Vegard Vinge, dessen Theaterexzesse an der Volksbühne längst Legende sind. Jetzt ist der Meister des Exzesses höchst selbst am Rosa-Luxemburg-Platz gelandet. Die Veranstaltung ist nicht geeignet für Jugendliche unter 18 Jahren, steht als Warnhinweis auf der Webseite der Volksbühne. „Scheppern, Geschrei, coitales Grunzen … Eine Flut von Sound umhüllt zwei große Bühnenbilder“, liest man dort auch. Uff (Volksbühne: „Rebel Dabble Babble Berlin“, Premiere 12. 9., 19 Uhr).

Im Heimathafen Neukölln wird noch mal die deutsche Nazivergangenheit verhandelt. Unter der Überschrift „Aktion N!“ wird ein Untersuchungsausschuss einberufen, um anhand einer Neuköllner jüdischen Familie (die vor über 70 Jahren deportiert und ermordet wurde) noch einmal das gigantische System der „Vermögensverwertung“ aufzurollen, in das der geraubte Besitz der Ermordeten eingespeist wurde. Eine Annäherung an den Kreislauf von Schuld und Schulden: Dafür werden Akten aufgeblättert, Zeugen und Experten gehört und die Fäden bis ins Heute gesponnen: Woher stammt eigentlich der schöne alte Stuhl, den man neulich beim Trödler gekauft hat (Heimathafen Neukölln: „Aktion N!“, Premiere11. 9., 20 Uhr)?