Spenden mit Fallstricken

GUTES TUN Spendenplattform des Landes Schleswig-Holstein kostet mehr, als sie einbringt. Die Piratenpartei kritisiert Datenschutzlücken. Doch das Land preist Werbung für das Ehrenamt

Wenn sich die Rettungshundestaffel West-Holstein demnächst per Funk unterhält, die Pfadfinder in Norderstedt zelten gehen und mehr Übersetzer zur Therapie traumatisierter Flüchtlinge eingesetzt werden können, liegt das an „Wir-bewegen.sh“. Hinter der Web-Adresse öffnet sich ein Spendenportal, das die Investitionsbank im Auftrag der schleswig-holsteinischen Landesregierung betreibt.

Die Idee: Auf der Plattform werben lokale Gruppen nach dem Crowdfunding-Konzept um Spenden für Projekte. Der Schönheitsfehler: Der Betrieb ist kostspielig. Für drei Jahre Laufzeit sind 365.000 Euro Technikkosten sowie eine volle Arbeitsstelle veranschlagt. Dagegen stehen bisher rund 17.000 Euro Spenden. Das Portal ging im März online.

„Eine Investitionsruine“, so der Piraten-Abgeordnete Patrick Breyer. Er fordert: Das Geld solle lieber direkt verteilt werden. Eugen Witte, Sprecher des Finanzministeriums, widerspricht: „Auf der Plattform haben kleine Vereine die Chance, sich mit großer öffentlicher Wirkung zu präsentieren.“ Das sei Werbung für das Ehrenamt: „Das lohnt sich, auch wenn es sich noch nicht rechnet.“ Für eine abschließende Beurteilung sei es aber zu früh, sagt der Behördensprecher.

Kritisch sieht der Pirat Breyer zudem das verwendete Bezahlsystem Paypal: Wer bei „Wir-bewegen.sh“ spendet, gibt Daten an den Anbieter preis. Für das Finanzministerium überwiegen laut Witte dennoch die Vorteile: „Nur mit Paypal fließt das Geld erst, wenn die Gesamtsumme beisammen ist.“ Finden sich nicht genügend Spender für eine Idee, zahlt also niemand etwas. Die Prüfung durch das Landesdatenschutzzentrum läuft derzeit noch. EST