Heilpraktiker im kollektiven Rausch

Drogen Großeinsatz wegen Überdosierung: Ging ein gemeinsamer Selbstversuch schief?

HANDELOH dpa | Menschen torkeln verwirrt umher, liegen herum, halluzinieren. Immer mehr Rettungswagen reihen sich vor einem Tagungszentrum in Handeloh im Kreis Harburg. Fest steht zunächst nur: Ein Treffen von etwa 30 Heilpraktikern und Homöopathen ist mächtig aus dem Ruder gelaufen. Mehr als 150 Rettungskräfte und mehr als ein Dutzend Einsatzwagen und ein Hubschrauber eilen herbei, um den Menschen im Drogenrausch am Freitagnachmittag zu helfen.

Zwar sind die Betroffenen noch über Stunden kaum vernünftig ansprechbar, die Polizei geht jedoch davon aus, dass die Gruppe mit dem Psychedelikum „2C-E“ experimentiert hat, in Szenekreisen als „Aquarust“ bekannt. Ob die Droge bewusst genommen wurde oder sich einer der Teilnehmer einen überdosierten Scherz erlaubte, stand zunächst nicht fest. Auch am Sonntag wurde nicht bekannt, warum es zu dem Unfall kam – die ersten Verletzten hatten da die Krankenhäuser schon wieder verlassen.

Die Polizei ermittelt nun wegen des Verdachtes auf eine Straftat, weil sich die 25- bis 55-Jährigen mit der Einnahme des Halluzinogens selbst verletzt und so den Großeinsatz verursacht hätten. Zudem ist „2C-E“ in Deutschland seit Ende 2014 verboten. Die Substanz verändert die Wahrnehmung von Farben und Geräuschen und ist ein sehr starkes Halluzinogen – lässt also Dinge sehen, die gar nicht da sind. Legal therapeutisch verwendet wird „2C-E“ nicht, weil nicht genügend über das Suchtpotenzial, mögliche langfristige Schäden und die Nebenwirkungen bekannt ist.