Gras wächst langsam

Die 3. Berliner Tage des interkulturellen Dialogs sind gestartet. Offene Runden sollen Differenzen überwinden

Gestern begannen die dritten „Berliner Tage des interkulturellen Dialogs“. 2003 übernahm das Antirassistische-Interkulturelle-Informationszentrum die Idee zu dieser Veranstaltung aus den Niederlanden, die dort als Reaktion auf den Terror des 11. Septembers entstand. Die Tage des Dialogs bestehen aus knapp 40 einzelnen Dialogrunden, so genannte Tische, die in ganz Berlin bis zum 25. November stattfinden werden. Die Dialogrunden befassen sich mit verschiedenen Themen des täglichen Miteinanders in einem multikulturellem Umfeld: Wie komme ich als Nichtweißer in einer weißen Umgebung klar? Ist die Ausländerbehörde wirklich die erste Instanz zur Integration? Funktioniert das neue Berliner Integrationskonzept?

Carl Chung, Leiter des mobilen Einsatzteams der Ostkreuz-Netzwerke, die sich gegen Rechtsradikalismus engagieren, hat da seine Zweifel. Er sieht einen verstärkten Trend zu Parallelgesellschaften entlang den Grenzen kultureller Unterschiede. Die Tage des interkulturellen Dialogs bieten kleine, geschützte Räume, in denen der gleichberechtigte Dialog über diese Grenzen der Gruppe hinweg entstehen kann. „Wir bieten damit die Möglichkeit, an einer Vision teilzuhaben, und können so den Gedanken der Toleranz in die Gesellschaft bringen“, sagte Chung. Dort solle der Gedanke dann langsam wie Gras wachsen. Deshalb sind die Tische auch nicht für Experten gedacht, sondern sollen von den Berliner Bürgern genutzt werden.

Die Funktionärin des Vereins Jugend- und Kulturgemeinschaft Serpil Karahan hat die Idee erreicht. Im letzten Jahr war sie lediglich Teilnehmerin an einer der Dialogrunden. In diesem Jahr organisierte sie den Tisch zum Thema Sportangebote für Mädchen und insbesondere für Mädchen aus Einwandererfamilien. Neben der Möglichkeit zur Verständigung an einem der Tische betrachtet sie die Tage des Dialogs auch als gute Basis, neue Netzwerke zu bilden, da fast jede Veranstaltung von einer anderen Initiative geplant wird. Bemerkenswert sei, dass man heute offensichtlich nicht mehr ohne Vorbereitung miteinander reden könne. Auf der Abschlussveranstaltung am 25. November in der Werkstatt der Kulturen sollen dann alle Ergebnisse aus den einzelnen Runden zusammengetragen werden. BENJAMIN BRAND