Orientierung im Bürokratiedschungel

SOZIALES Der Beratungsbus des Berliner Arbeitslosenzentrums hilft bei Problemen mit dem Jobcenter

Anita G. (Name geändert) arbeitet in der Kantine der Messe Berlin als Aushilfe. Ihr Einkommen reicht nicht zum Leben. Deshalb bekommt G. zusätzlich Arbeitslosengeld vom Jobcenter in Charlottenburg. Sie stockt also auf. Ihr Problem: Das Jobcenter zahlt ihr jeden Monat 250 Euro – egal, wie viel Anita G. tatsächlich gearbeitet hat. In den vergangenen drei Monaten war sie krank, hat also überhaupt nicht gearbeitet. Eigentlich würden ihr jetzt gemäß Regelsatz 399 Euro zustehen.

Anita G. besucht deshalb den Beratungsbus des Berliner Arbeitslosenzentrums (BALZ). Hier kümmern sich Sozialarbeiter und Anwälte um sie und helfen ihr, den richtigen Antrag zu stellen.

Seit 2007 fährt der Bus jeden Sommer sechs Wochen lang durch Berlin und hält vor jedem der zwölf Jobcenter der Stadt. Das Projekt läuft dieses Jahr noch bis zum 11. September.

Koordinator Frank Steger vom BALZ ist schon jetzt zufrieden. Das Beratungsangebot wird dieses Jahr sehr gut angenommen: „Rund 530 Beratungen haben wir schon gezählt, also circa 44 pro Tag“, so Steger. Das sei der zweithöchste Wert seit Beginn der Aktion vor neun Jahren.

Die Probleme im Bus ähneln sich. So ist auch Anita G. ist kein Einzelfall. Denn immer wieder setzen die Jobcenter das durchschnittliche Einkommen bei sogenannten Aufstockern zu hoch an. Melden die KlientInnen den tatsächlichen Verdienst, muss das Jobcenter die Leistung später nachzahlen. Die Klienten sind die Leidtragenden. Sie rutschen bis zur Nachzahlung unter das Existenzminimum.

Bescheide zu kompliziert

Andere Kunden steigen in den Beratungsbus, weil sie die umständlichen Schachtelsätze in ihren Bescheiden schlicht nicht verstehen. „Oft ist es zudem nicht nachvollziehbar, wie die Jobcenter die Leistungen berechnen“, berichtet Frank Steger. Sein Team hilft den Klienten dann, sich im Bürokratie-Wirrwarr besser zurechtzufinden.

Ob der Bus auch kommendes Jahr wieder auf Tour geht, ist noch ungewiss. Das Beratungsangebot wird durch Spenden finanziert, die größtenteils aus evangelischen Kirchenkreisen stammen. „Wir zittern jedes Jahr, ob wir genug Geld zusammenbekommen“, sagt Steger. Dabei zeige die Nachfrage, wie nötig die Beratung ist. Julian Rodemann