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Zwei gegen einen: So spielt Leipzig gegen Union Foto: dpa

Der Fluch der letzten Minuten

FUSSBALL Auch gegen RasenBallsport Leipzig wurde es für Union Berlin nichts mit dem ersten Saisonsieg. Schuld war mal wieder ein später Gegentreffer

Am Ende blickten die Gesichter der Unioner ratlos, wie schon so oft in der noch jungen Zweitliga-Saison. Das 1:1 gegen RasenBallsport Leipzig am Freitagabend war das vierte Unentschieden im fünften Saisonspiel. Dabei entwickeln sich die letzten zehn Minuten einer Partie so langsam zum Trauma für Union Berlin. Wie schon in drei Spielen zuvor gab Union nach der 80. Minute eine Führung aus der Hand, wieder reichte es nicht zum ersten Saisonsieg.

„Schwer zu erklären“ fand Michael Parensen diese unrühmliche Serie nach dem Spiel. Der Außenverteidiger stand bei den beiden entscheidenden Szenen des Abends im Mittelpunkt. In der 25. Minute verlängerte er einen Freistoß per Kopf auf den Schädel von Mitspieler Sören Brandy, der den Ball mit einem Flugkopfball sehenswert ins Netz wuchtete. Sieben Minuten vor Schluss fälschte Parensen dann eine Flanke des Leipzigers Zsolt Kalmár so unglücklich ab, dass sie hinter Torhüter Daniel Haas im Tor einschlug. „In den entscheidenden Phasen läuft gerade immer etwas gegen uns“, konstatierte auch Torschütze Brandy. Das späte Gegentor trübte das Fazit eines Spiels, bei dem Union gegen den Lieblingsfeind aus Leipzig eine engagierte Leistung geboten hatte. Dabei waren die Karten vor dem Spiel klar verteilt.

Das mit dem Geld eines österreichischen Getränkeherstellers großzügig ausgestattete Leipzig macht auch in dieser Spielzeit keinen Hehl aus seinen Aufstiegsambitionen. Sportdirektor Ralf Rangnick installierte sich vor Saisonstart selbst als neuer Cheftrainer und investierte mehr als 15 Millionen in neue Spieler. Eine Summe, größer als der Transferaufwand aller anderen Zweitligisten zusammen.

Die Union-Fans wollten mit einer Art Voodoo am Freitag die bösen Geister des Kapitalismus aus der Alten Försterei vertreiben. „Hauptsache Rot“ hatte die Fangruppierung Szene Köpenick vor dem Spiel als Dresscode ausgerufen. Neben roter Kleidung hüllten sich die Union-Fans in der ersten Viertelstunde in hypnotisches Schweigen – aus Protest gegen das, aus ihrer Sicht, „Marketingkonstrukt RasenBallsport“. Voodoomeister und Trainer Norbert Düwel beschwor mit einem, allerdings langfristig geplanten, Kurztrainingslager vorab den „Geist von Kienbaum“ und erhoffte sich einen „offenen Schlagabtausch“.

Zu dem kam es allerdings nicht. Nicht auf den Rängen, wo die Union-Fans Leipzig stimmungstechnisch zunächst den Vortritt ließen und nach einer Viertelstunde alle Gesänge des Gegners mit ohrenbetäubendem Krach übertönten. Und auch nicht auf dem Rasen, auf dem sich die Leipziger Offensive an tief stehenden und früh attackierenden Unionern die Zähne ausbiss. Alle Schüsse der Leipziger landeten entweder weit über dem Tor oder sicher in den Armen von Haas.

Und so wäre es wohl bei dem 1:0 geblieben, wenn nicht Parensen aus einer „Nullsituation“ (O-Ton Brandy) ins eigene Tor getroffen hätte. So muss sich Union den Vorwurf machen, in der zweiten Halbzeit nicht genug für das eigene Angriffsspiel getan zu haben.

Mit nur vier Punkten aus fünf Spielen steckt Union Berlin weiter im unteren Mittelfeld der Tabelle fest. „Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen“, bilanzierte UnionTrainer Düwel den verkorksten Saisonstart und hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben. Immerhin gelang der erste Union-Sieg in der vergangenen Saison auch erst am sechsten Spieltag. Ronny Müller