Stimmen des Aufbruchs

AHORN-BIENNALE Und komm mir bloß nicht mit „Indianern“: Kanadisches Kino beim Festival „Maple Movies“ im Hamburger Metropolis

Alle zwei Jahre organisiert das Hamburger Metropolis-Kino ein kleines Fest mit Filmen aus Kanada: das „Maple Movies“, dessen inzwischen siebte Auflage am Dienstag eröffnet wurde. Ist das kanadische Kino mit seiner beispielhaften finanziellen Förderung künstlerisch anspruchsvoll und politisch wach, ist das Programm diesmal dem Widerstand, dem Aufbruch und der Emanzipation gewidmet.

So finden sich darin viele Arbeiten von Filmemacherinnen oder mit starken Protagonistinnen; heute Abend wird aber auch eine Auswahl von Kurzfilmen gezeigt, die auf dem weltweit größten Festival des indigenen Kinos „Imagine Native“ in Toronto gelaufen sind –Früchte einer Bewegung von indigenen Künstlern, die seit zwei Jahrzehnten einen Gegenentwurf zur verfälschten Repräsentation von „Indianern“ im Kino geschaffen hat. Die da Beteiligten sind wiederum überwiegend Frauen.

Mit Stéphane Lafleur widmet man dann aber einem männlichen Vertreter der frankokanadischen Filmszene besondere Aufmerksamkeit. Sein Debüt „Continental, a Film Without Guns/Continental, un film sans fusil“ (2007) handelt von einem Mann, der in einen Wald wandert und dort verschwindet. Auch in „Familiar Grounds/En terrains connus“ (2011) geschieht Unerklärliches: Die Fabrikarbeiterin Maryse, die in einer wie im kanadischen Winter erstarrten Ehe lebt, trifft auf einen geheimnisvollen Boten aus der Zukunft. „You‘re Sleeping Nicole/Tu dors Nicole“ (2014) dann erzählt in kunstvollem Schwarzweiß vom Erwachsenwerden in der Provinz.

„War Witch“ von Kim Nguyen wurde fast ausschließlich in der Demokratischen Republik Kongo gedreht und handelt von einem Mädchen, das verschleppt und gezwungen wurde, als Kindersoldatin zu töten; Hauptdarstellerin Rachel Mwanza gewann 2012 auf der Berlinale den silbernen Bären als beste Schauspielerin.

Eine jugendliche Heldin und einen Krisenherd als Schauplatz hat auch „Mina Walking“: Yosef Baraki hat den Film in Kabul gedreht. Die zwölfjährige Mina ernährt ihre Familie, indem sie billigen Schmuck auf der Straße verkauft – bis sie beschließt zur Schule zu gehen. HIP

www.metropoliskino.de;www.maple-movies.de