MUSIK

Musik Tim Caspar Boehme

hört auf den Sound der Stadt

Nach dem Festival ist vor dem Festival. Nach Pop-Kultur, Mikromusik, dem Labor Sonor und der Großveranstaltung Berlin Atonal läuft gleich der nächste Konzertmarathon in Gestalt des Musikfests Berlin an. Wobei man sagen könnte, dass das wahre Atonal-Festival in diesem Jahr eben das Musikfest ist. Dort wird nämlich ausgiebig dem mutmaßlich größten Komponisten des 20. Jahrhunderts gehuldigt, Arnold Schönberg. Und der schrieb vorwiegend freitonale oder Zwölftonmusik. Einen schönen Eindruck davon kann man am Donnerstag im Eröffnungskonzert mit Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin bekommen. Auf dem Programm stehen die „Fünf Orchesterstücke“ aus Schönbergs freier Phase, die monumentalen zwölftönigen „Variationen für Orchester op. 31“ und, als tonaler Einstieg, die symphonische Dichtung „Verklärte Nacht“. Alles großartige Werke, die den etwas happigen, im Vergleich zu den Rolling Stones oder Lady Gaga dennoch moderaten Eintrittspreis für die verbliebenen Plätze in der Philharmonie durchaus rechtfertigen. Und dass es überhaupt noch Karten gibt, dürfte ein Indiz dafür sein, dass Schönberg längst noch nicht selbstverständlich zum Kanon gehört. Neben Schönberg gibt es vor allem den Dänen Carl Nielsen, Gustav Mahler oder den Minimalisten John Adams zu hören (bis 19. 9., Herbert-von-Karajan-Str. 1, 19 Uhr, 42–90 €).

Eine andere Form von Performativität wird ebenfalls von Donnerstag an im Kleinen Wasserspeicher in Prenzlauer Berg erkundet. Dort lassen die Künstler Katharina Rosenberger und Heiko Kalmbach von 18 Uhr an die Installation „Viva Voce“ anlaufen, in der die Stimmen der US-amerikanischen Sängerinnen Juliana Snapper, Shelley Hirsch und Pamela Z in verschiedenen medialen Kontexten zu erkunden sind. Die Vokalkünstlerin Shelley Hirsch wird später am Abend gemeinsam mit dem Schallplattenspielermanipulator Joke Lanz im Acud macht neu zu einer Darbietung bei der „After-Party“ antreten (Veteranenstr. 21, 21 Uhr, 5 €).

Um bei der Stimme zu bleiben: Der RIAS Kammerchor gratuliert dem estnischen Komponisten Arvo Pärt am Freitag zum 80. Geburtstag. Pärts Glockenklangs-Chormusik wird im Wechsel mit polyphonen Vokalwerken des Renaissance-Meisters Giovanni Pierluigi da Palestrina im Neuen Museum erklingen (Bodestr., 20 Uhr).

Am Montag ist dann Auftakt der Kollektiv Nights des Jazzkollektivs Berlin, die sich diesmal der Schweiz widmen. Mit dabei sind das entdeckungsfreudige Bern-Berliner Trio Aberratio Ictus und das Hardocore-Improvisationstrio Schnellertollermeier aus Luzern, zu erleben im Tiyatrom (7.–9. 9., Alte Jakob­straße 12, 20 Uhr, 12 €).