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Berliner SzenenBitches im Parkhaus

Im Sony Center

Alle parkenden Autos waren schwarz und teuer

Es war schön, mit dem Wagen durch die Stadt zu fahren. Mein ehemaliger Mitbewohner teilte sich den VW Golf mit seinem Chef, was den Kindersitz auf der Rückbank erklärte und die ausgesuchten CDs vorne. Wir hörten mit heruntergelassenen Fenstern Jazz und fuhren in Richtung Potsdamer Platz, an einer Ampel hielt ein Bentley neben uns, der dann kurz aufheulte und röhrend davonzog.

Am Potsdamer Platz gab es keinen Parkplatz, ein ganzer Seitenstreifen wurde von einem Filmteam in Beschlag genommen, also hieß es: ab ins Parkhaus. In ein Parkhaus bin ich zuletzt in den neunziger Jahren gefahren. Das Parkhaus sah aus wie computeranimiert, ein Echtraum-Tetris. Heller Waschbeton, pinke Seitenstreifen, große Lettern, die es nach Zonen aufteilte.

Und alle parkenden Autos waren schwarz und teuer. Neben uns fuhr ein aufgemotzter Mittelklassewagen, aus dem „I Believe I Can Fly“ von R Kelly dröhnte; vor dem Fahrkartenautomaten schrien sich zwei, drei leicht bekleidete „Bitches“ an: Die Europapremiere von ­„Straight Outta Compton“, dem Dokufilm über den Rapper Dr. Dre, war gerade zu Ende. Und vom Parkhausaufzug ging es quasi direkt ins Kinofoyer. Die Sicherheitskräfte von der Premiere standen noch da, die Filmcrew aber war schon weg. Aushilfskräfte schoben die Absperrgitter zusammen. Für einen Dienstag war eine Menge los, aber ja, es war Kinotag, und wir hoben den Altersdurchschnitt locker um einige verlorene Jahre. Wir waren aber nicht für den Dre-Film, sondern wegen „Dating Queen“ hier.

Aber auch so war das Unterhaltung auf Popcornniveau: Die niedrigste Bechergröße hieß normal, und Big Size waren 1,5 Liter, es lief eine Werbestrecke von 30 Minuten, worauf 20 Minuten Trailer folgten, bevor endlich der Film begann. Alles in allem ein schöner Abend. René Hamann

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