Und dann kam Heiko

REBELLISCHE SENIOREN Zu Gast bei den BewohnerInnen des Hansa-Ufers 5, gibt der Justizminister den verständnisvollen Vermittler

Bunte Zettel mit Solidaritätsbekundungen hängen an einer langen Wäscheleine an dem Haus am Hansa-Ufer 5 in Moabit. Über dem Eingang prangt ein rosa Transparent mit der eindringlichen Warnung „Raus-Sanierung – Heute wir, morgen ihr“.

Ob die Parolen und Statements Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) beeindrucken, lässt sich an seinem Gesicht nicht ablesen. Der prominente Gast ist am Montagnachmittag gekommen, um mit den seit einem Jahr um ihr Haus kämpfenden SeniorInnen zu diskutieren. Er hat Glück, einen Sitzplatz in dem kleinen Gemeinschaftsraum zu erhaschen. Dieser ist dem Andrang an SeniorInnen, UnterstützerInnen und JournalistInnen nicht gewachsen. Viele Menschen stehen, es ist warm, die Luft stickig.

Das große Interesse ist das Verdienst der SeniorInnen um Eva-Maria Kaes, deren Mutter in dem ehemaligen städtischen Seniorenhaus wohnt, das das Land Berlin 2007 aus der Finanznot heraus an den schwedischen Investor Akelius verkaufte. Dieser kündigte letztes Jahr an, das Haus zu sanieren – verbunden mit mehrjährigen Bauarbeiten und teils kräftigen Miet­steigerungen. Diese konnten und wollten die SeniorInnen nicht bezahlen. Sie befürchteten eine schleichende Entmietung und begannen, für ihre niedrige Miete und den Erhalt ihres Gemeinschaftsraums zu kämpfen. Mit Erfolg. Die Mietsteigerungen wurden zurückgenommen, eine online gestartete Petition haben bisher über 100.000 Menschen unterschrieben.

Das Echo der „rebellischen SeniorInnen“ drang bis zu Justizminister Maas. Mit seinem Besuch revanchierte er sich für einen Auftritt der Gruppe in seiner Bürgersprechstunde Mitte Februar. „Komme gerne“, twitterte Maas damals.

Nun war er also da. Warum, wird an diesem Nachmittag nicht so recht klar. Politischen Einfluss hat er in der Auseinandersetzung nicht. So beschränkt er sich auf die Rolle des Ver­mittlers, hört sich die Klagen der BewohnerInnen ebenso an wie den Standpunkt der Akelius-Vertreter. Dabei bleibt er geduldig, auch wenn eine Wortmeldung mal etwas zu lang gerät.

Schlussendlich lobt er im Stile schlichtender KindererzieherInnen die bisherigen Bemühungen und zieht ein Fazit, das weder SeniorInnen noch Investorenvertreter verärgern kann. Die BewohnerInnen haben indes Mut geschöpft. Sie wollen nun, dass Akelius dem Senat das Gebäude für einen günstigen Preis zurückverkauft. Ein Hauch von „Das ist unser Haus“ liegt in der Luft. Den gebürtigen Moabiter Rio Reiser hätte es gefreut. Ronny Müller