zwischen den rillen
: Feiner Sound zum BBQ

Mac DeMarco: „Another One“ (Captured Tracks/Cargo)

Vier Alben hat Mac DeMarco seit 2012 veröffentlicht. Wirklich Beachtung hierzulande fand der Kanadier allerdings erst mit „Salad Days“ aus dem vergangenen Jahr. Mit diesem wirklich tollen Werk – und seinen pubertistischen „Jackass“-mäßigen Bühnenshows, die einen bizarren Kontrast zu dem anrührenden Songwriting bilden – wurde der Mittzwanziger mit der kecken Zahnlücke über Nacht zu einer Art Slacker-Ikone.

Einer besonders sympathischen, weil irgendwie ana­chronistisch anmutenden: Man nimmt DeMarco ab, dass er lieber rauchend in der Hängematte liegt und auf seiner Gitarre klimpert, bis ein Songs daraus wird, als smarte, in viele Richtungen anschlussfähige Selbstvermarktung zu betreiben, wie das im Popbetrieb der Gegenwart fast schon Pflicht ist.

Mit „Another One“ hat der sympathische Prankster nun ein Album veröffentlicht, das die Beiläufigkeit schon im Namen trägt. In weniger als drei Wochen hat Mac DeMarco die Songs in seinem Heimstudio eingespielt. Er klingt dabei wie ein schlaftrunkener John Lennon, spielt Gitarre wie ein bekiffter Surfer im Badezimmer und singt über Liebschaften, die oft genug nur im Kopf des Erzählers stattfinden – was aber niemanden wirklich melancholisch stimmt oder gar wehtut.

Vermutlich nicht einmal ihm selbst – auch wenn DeMarco in Interviews die Erforschung von Gefühlen, die ein „komisches Ziehen im Brustkorb“ bescheren, als roten Faden des Albums beschreibt. Doch irgendwie klingt „Another One“ dafür zu harmlos. Natürlich liegt auch eine Kunst darin, Songs so beiläufig klingen zu lassen, dass sie sich bereits beim ersten Hören in einer lauen Sommernacht – dafür sind sie wirklich der ideale Soundtrack – mit der Umgebung verschmelzen, als hätten sie schon immer in der Luft gelegen.

Das gelingt Mac DeMarco. Verglichen mit den dichteren, ideenreicheren Songs auf „Salad Days“ passiert auf den knapp 25 Minuten, die dieses Album kurz ist, allerdings eher wenig – und vor allem wenig Unterschiedliches. Atmosphärisch ähneln die Stücke einander, angenehm plätschern sie in einem mittelmäßig flotten Groove vor sich hin.

Auf eine Tasse Kaffee

Eine schöne Ausnahme bildet das filigrane, etwas subtilere „A Heart Like Hers“. Das Album mutet an, als hätte Mac DeMarco es sich in seiner Hängematte einfach ein bisschen zu bequem gemacht hat. Aus dem Slacker-Sein kann man einer Slacker-Ikone allerdings keinen Strick drehen.

Als Gesamtpaket wirken der Künstler und sein Werk nach wie vor grundsympathisch und zudem sehr sweet – nicht zuletzt, weil DeMarco auf dem Track „My House By The Water“ seine echte Adresse durchsagt und die Hörer auf eine Tasse Kaffee einlädt.

Damit man weiß, was einen dort erwartet, basiert der aus dem etwas gleichförmigen Albumreigen fallende letzte Song auf einem Field Recording aus seinem Haus: Man hört, wie das Wasser in der Bucht von Far Rockaway, einer verschlafenen Ecke des New Yorker Bezirks Queens, umherschwappt, während vom nahe gelegenen John F. Kennedy Airport Flug­lärm in das Idyll dringt. Auch zu einem Barbecue – natürlich mit Charity-Anspruch – hat DeMarco seine Fans letzten Monat geladen.

Zeitgleich hat er mit „Some Other Ones“ eine Sammlung von Instrumentaltracks als Gratisdownload auf die Bandcamp-Seite seiner alten Band Makeout Videotape gestellt – damit alle, die es nicht zu ihm nach Brooklyn schaffen, wenigstens einen „BBQ Soundtrack“ für zu Hause haben. Die Stücke tragen Namen wie „Little Pepper“ oder „Young Coconut“ – Dinge, die man bei einem Picknick eben gerne dabei hat.

Das ist alles sehr charmant und doch wird man das Gefühl nicht los, dass da mehr geht, dass der Wahl-New-Yorker noch bessere Songs schreiben würde, wenn er sich aus seiner Komfortzone ein bisschen herausbewegen würde.

STEPHANIE GRIMM