Ermittlerin aufgeflogen

VERSTECK-SPIEL

Sie ging in linken Zentren und Kneipen ein und aus, organisierte Demonstrationen, knüpfte Freundschaften und sogar eine vermeintliche Liebesbeziehung: Mit Maria B., in den Jahren 2009 bis 2012 unter dem Alias „Maria Block“ im Einsatz, ist jetzt eine verdeckte Ermittlerin des Hamburger Staatsschutzes enttarnt worden. Die heute 32-jährige Undercover-Polizistin „brachte sich ein, machte mit, organisierte viel und führte Diskussionen“, heißt es in einem am Mittwoch veröffentlichten „Recherchebericht“ aus der linken Szene – „auch mit radikalen Positionen“.

Polizeisprecher Timo Zill hat den Einsatz gegenüber der taz im Prinzip bestätigt: „Ja, es ist eine Hamburger Polizeibeamtin betroffen.“ Es ist die zweite, die innerhalb eines Jahres zumindest nachträglich aufgeflogen ist: Im November 2014 war Iris P. alias „Iris Schneider“ enttarnt worden, die mindestens zwischen 2001 und 2006 als verdeckte Ermittlerin sowie als verdeckte Aufklärerin parallel für den Hamburger Staatsschutz und das Bundeskriminalamt in und um die besetzte „Rote Flora“ sowie den Radiosender „Freies Sender Kombinat“ (FSK) im Einsatz war.

Auch „Maria Block“ ist in Privatwohnungen eingedrungen, hat sich an einer Hausbesetzung beteiligt und war sogar im Auslandseinsatz: Zusammen mit Hamburger Aktivisten reiste sie zu „No Border“-Camps in Griechenland und Belgien oder auch zu Protesten gegen den Klima-Gipfel nach Kopenhagen; dort wurde sie sogar einmal von dänischen Sicherheitskräften festgenommen. 2012 gehörte sie zu den Organisatoren einer autonomen Demo gegen einen Nazi-Aufmarsch.

In Sachen „Iris Schneider“ hatte sich Hamburgs Innensenator Michael Neumann (SPD) in den vergangenen Monaten immer wieder von den ans Licht gekommenen Polizeimethoden distanzieren und sich selbst als rückhaltlosen Aufklärer in Szene setzen können: Jene alte Affäre fiel ja in die Zeit eines Schwarz-Schill-Senats. Nun aber steht Neumann selbst mit in der Verantwortung. KVA