„Ärzte werden zu Verkäufern“

VORTRAG Vorsicht bei den „individuellen Leistungen“

■ ist Juristin bei der Unabhängigen Patientberatung Deutschland.

taz: Frau Paul-Bauer, was lassen sich Ärzte alles von ihren Patienten privat bezahlen?

Edeltraud Paul-Bauer: Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Das geht von Augeninnendruckmessungen bis zu bestimmten Blutbildern. Seit es die individuellen Gesundheitsleistungen (IGEL) gibt, sind Ärzte immer mehr zu Verkäufern geworden. Es gibt sogar Kurse, wie man die IGEL am besten an den Mann bringt.

Ist man mit Kassenleistungen denn nicht gut versorgt?

Doch, die reichen aus. Das Problem ist, dass man beim Thema Gesundheit leicht mit Angst arbeiten kann. Als Patient ist man in einer schwierigen Situation, wenn ein Arzt eine IGEL empfiehlt – nicht zuletzt wegen des Rechtfertigungsdrucks. Ärzte verschleiern aber auch, was eigentlich Kassenleistung wäre.

Warum?

Weil es Geld bedeutet. Private zahlen das 2,3-Fache des Gebührensatzes, Kassen das 1,8-Fache.

Gibt es Privatleistungen, zu denen Sie raten?

Das ist individuell zu beantworten. Gerade die Vorsorgeuntersuchungen bergen Risiken – auch das von Fehldiagnosen. Stellt sich raus, man ist doch nicht krank, hat man häufig einen aufwendigen Eingriff wie eine Gewebeentnahme und viel Aufregung durchgemacht. Die Frage ist, ob sich das lohnt.

Wie verhält man sich, wenn ein Arzt eine IGEL empfiehlt?

Wir raten, drei Dinge abzufragen: Der Arzt soll die Leistung erklären, über die Kosten informieren und begründen, warum die Kasse nicht zahlt. INTERVIEW: AG

17 Uhr, VHS West, Gröpelinger Heerstraße 226