EXZELLENTER BILDUNGSGIPFEL
: Mönch in der FU

Puscher schenkt mir seine Zeichnung

Das Foyer des besetzten Hörsaals 1a der FU ist übervoll mit Veranstaltungshinweisen und Forderungen, mit Tellern, Tassen und Besteck der VoKü. Während ich zwei Studierenden beim Kickern zusehe, werde ich unbemerkt von Puscher gezeichnet, der ohne Obdach lebt.

Der Bildungsstreik sei ohne Ideen, heißt es mancherorts. Andere fragen sich besorgt, wie sich ausfallende Lehrveranstaltungen während der Proteste mit Forderungen nach besserer Bildung vertragen sollen. Eine Antwort versuchte der an der Freien Universität stattfindende „Bildungsgipfel“. In dieser Woche gab es hier eine beeindruckende Fülle von Veranstaltungen. Da ging es um das zapatistische Bildungssystem, um Datenschutz an der Uni, um Rassismus und um die geheime Teilprivatisierung des Berliner Wassers. Keine Chance also, den protestierenden Studierenden eine jammernd-destruktive Haltung vorzuwerfen.

ProfessorInnen, Studierende und AktivistInnen unterschiedlicher NGOs, aber auch Bundestagsabgeordnete und PressevertreterInnen nahmen an den Veranstaltungen teil. Es ist ein Akt der Neudefinition dessen, was Bildung genannt wird, dem man hier beiwohnt, und eine Einforderung dieser und anderer Inhalte im ansonsten arbeitsmarktgerechten Stundenplan. Darüberhinaus lautet eine zentrale Forderung, dass Bildung kostenlos und offen zugänglich für alle sein soll.

Puscher schenkt mir seine Zeichnung, und ein Gummiband gibt’s auch noch dazu, damit ich das Bild nicht knicken muss. Er sei evangelisch-katholisch-jüdischer Mönch, erklärt er, weil er ohne Berührung leben wolle. Jedenfalls annähernd ohne. Von der Kirche kam viel Gutes, sagt er. Heilung beispielsweise von Hildegard von Bingen mit ihren Kräutern. Dann verabschiedet er sich, um einen weiteren Kaffee zu holen. Bildung ist ein weiter Raum. HILKE RUSCH