Portrait
:

Will das große Ganze verstehen: Physiker Jürgen Troe Foto: dpa

Der Ausgezeichnete

Physik war sein schwächstes Fach in der Schule. Der Göttinger Jürgen Troe entschied sich trotzdem dafür, Physik und Chemie in Freiburg und Göttingen zu studieren. Auch wenn er wusste, dass er wohl länger brauchen würde, um die Physik zu verstehen. Jetzt wird der heute 75-Jährige mit dem Otto-Hahn-Preis 2015 ausgezeichnet, der alle zwei Jahre abwechselnd an Physiker und Chemiker vergeben wird.

So lang dauerte das mit dem Begreifen der Physik auch nicht. Bereits als 30-Jähriger war Troe Professor an der Polytechnischen Universität von Lausanne und hielt seine Vorlesungen auf französisch.

Nach vier Jahren in der Schweiz kehrte er zurück an die Universität in Göttingen und lehrte dort bis zu seiner Emeritierung 2008 am Institut für physikalische Chemie. Im Anschluss erhielt er eine Niedersachsen-Professur und hat bis heute nicht mit dem Forschen aufgehört.

Troe war immer ein Mann fürs Detail. Man müsse erst das große Ganze verstehen, um auch die detaillierten Prozesse begreifen zu können, sagt er. Das benötige zwar Zeit, aber er wollte schon immer die „harten Nüsse knacken“. Sein Spezialgebiet ist die Reaktionskinetik, also die Forschung nach dem zeitlichen Ablauf chemischer Reaktionen. Er beschäftigte sich mit der Entstehung der Sterne und der Chemie der Atmosphäre.

Zu seinen größten wissenschaftlichen Erfolgen zählen seine Beiträge für die Energieforschung und das Wissen um die Luftqualität. 1987 gründete er mit Kollegen das Laser-Laboratorium Göttingen. Zehn Jahre später war Physikerin und Bundeskanzlerin Angela Merkel zu Gast. Zudem war er Direktor des Max-Planck-Instituts für biophysikalische Chemie.

Die Naturwissenschaften sind sein Leben, sagt Troe und er freut sich über die Wertschätzung, die er jetzt mit dem Otto-Hahn-Preis erfährt. Hätte er es nicht zum Physikochemiker gebracht, wäre er sicher Botaniker oder Mineraloge geworden. So blieb es beim Hob­by: Troe sammelt Mineralien. Wenn er mal nicht im Labor ist, verbringt er die Zeit mit seinen zwei Kindern. Sein Sohn ist Philologe, seine Tochter Berufsmusikerin. Troe spielt Klavier und Bratsche. Larissa Robitzsch