Im Hau-Huck-Verfahren

Profiboxen Cruisergewichtler Marco Huck verliert seinen WM-Titel gegen den Polen Krzystof Glowacki. Damit scheitert auch sein Versuch, als eigener Vermarkter das Boxen in neue Sphären zu führen

Marco Huck Foto: dpa

Sieger Krzysztof Glowacki hatte eine gute Erklärung parat. „Er wollte mich dominieren und schikanieren“, sagte der neue Profiboxweltmeister im Cruisergewicht des Verbandes WBO über seinen ausgeknockten Gegner, Marco Huck aus Deutschland. „Doch tief in mir hatte ich schon immer etwas gegen Schikanen.“

Am Samstagabend in Newark im US-Staat New Jersey hatte Glowacki um Hucks WM-Titel geboxt. In der 11. Runde setzte der Pole, der zwar über seine Heimat hinaus kaum bekannt war, jedoch noch nie einen Profikampf verloren hatte, den entscheidenden Haken. Huck, der bis dahin den Kampf durchaus dominiert hatte, fiel zwischen die Seile, kam noch mal hoch, doch dann beendete Glowacki das Treiben durch eine Schlagserie.

Marco Huck, 30, hat bei seinem ersten Auftritt in den USA mehr verloren als nur den Titel. „Ich will Geschichte schreiben“, hatte er vorab angekündigt, und er hatte wirklich Historisches vor: Huck, der frühere Kickboxer, hatte sich in der Woche vor dem Kampf mit dem Präsidenten der Ultimate Fighting Championship getroffen, um das (unpopulärer werdende) Boxen mit dem (immer populäreren) ­Mixed Martial Arts zusammenzuführen. „Ich kann auch im Käfig stehen“, wurde Huck zitiert.

Die Basis für seine Verhandlungen war der Umstand, dass dies Hucks erster Kampf als eigener Promoter war. Ende 2014 hattte er sich vom Sauerland-Boxstall getrennt, um sich selbst zu vermarkten.

Paradoxerweise aber tut Hucks Scheitern dem traditionellen Profiboxen gut. „Das war ganz großes Fernsehen“, freute sich Lou DiBella, einer der großen US-Boxpromoter, der für diesen Kampf Hucks Interessen in den USA vertreten hatte. „Es war Hucks Vorstellung bis zu diesem letzten Schlag“, analysierte Di Bella. „Huck war gut im Kampf und er ist ein tierisch starker Kerl. Aber dieser Glowac­ki hat einfach nicht aufgehört.“

Dieser Glowacki wusste nach dem Kampf auch, was er da erreicht hatte: „Das ist die größte Nacht meines Lebens. Der US-Markt ist nun offen für mich.“

Ob das wirklich stimmt, muss sich noch herausstellen. Die Kampfbörsen für Huck und Glowacki waren eher bescheiden: 350.000 US-Dollar für Huck, sogar nur 60.000 für den Sieger, und in das Prudential Center in Newark hatten sich nur knapp 6.000 Zuschauer verirrt.

„Ich will schnell einen Rückkampf“, sagte ein kleinlauter Huck der Bild am Sonntag, für andere Journalisten war er nicht mehr zu sprechen. Schließlich war Huck sofort in die Universitätsklinik gefahren worden.

Huck wollte das Boxen mit dem populärer werdenden Mixed Martial Arts zusammenführen

Mit dem US-Amerikaner Don House hatte sich Huck einen neuen Trainer nehmen müssen. Sein langjähriger Betreuer Uli Wegner bleibt Angestellter von Sauerland und durfte nicht mehr mit Huck arbeiten. Aber am neuen Trainer lag es nicht: House stellte seinen Schützling gut ein, Huck war gut im Kampf, in der 6. Runde gelang ihm sogar ein Niederschlag, aber Glowacki kam zurück – bis er in der 11. Runde Huck k. o. schlug.

Gescheitert ist am Samstag in Newark nicht der Trainer House und vielleicht auch nicht der Boxer Huck. Gescheitert ist das Geschäftsmodell, als aktiver Boxer seinen eigenen Stall zu gründen und sich so zu vermarkten. Das ging schon bei Felix Sturm nicht gut, und Marco Huck, der seinen unerfahrenen Bruder Kenan als Geschäftsführer eingestellt hatte, musste das jetzt auch erfahren. Martin Krauss